Montag, 24. Mai 2010

Post No. 333 ... ein kleines bißchen Tadel


Doch ein bißchen Tadel für den hochwürdigen Domherren Kopernikus. Ein kleines bißchen Polemik findet sich in seinen Schriften denn doch. Nämlich gegen die Anhänger der Theorie von einer "flachen Erde". Und damit hat Kopernikus sein Scherflein dazu beigetragen, daß die Menschen der Neuzeit der Meinung waren, die Menschen des Mittelalters seien der festen Überzeugung, die Erde sei eine Scheibe. Nun waren alle Großen Denker der "katholischen Epoche" von der Spätantike bis zum Anbruch der Neuzeit aber vom Gegenteil überzeugt: die Erde ist eine Kugel.

Wie sich der Glaube vom "dummen Mittelalter" durchgesetzt hat, ist durchaus kein Rätsel. Dieser Glaube entspringt dem Selbstbild der Neuzeit, insbesondere dem Selbstbild der Aufklärung, dessen wichtigste Denker einem selbstbewußten Fortschrittsglauben anhingen. Danach folgte der Frühphase eines lichten Humanismus - der Antike - das finstere, katholische Mittelalter, einer Zeit, in der frühes Wissen verloren ging, und der wissenschaftliche Fortschritt durch die reaktionären Dunkelmänner des Papismus behindert, verfolgt, und unterdrückt wurde. Die Aufklärung sah sich damit als Erbin der griechischen Antike, und konsequenterweise nennt sich dann auch der antikisierende Baustil der Epoche Klassizismus.

Tatsächlich überwiegen schon im Hochmittelalter die bildlichen Darstellungen der Erde als einer Kugel


wie hier, aus einer Illustration des Liber Divinorum der Hildegard von Bingen (12. Jahrhundert).

Meinen persönlichen Aha-Effekt hatte ich beim Lesen von Dante Alighieris Divina Comedia. Dante lokalisiert nämlich eindeutig die Hölle unterhalb des Nordpols der nördlichen Halbkugel des Globus. Der Läuterungsberg liegt dann in der Mitte des Südpols. Diese Leseerlebnis hatte ich vor ein paar Jahren, bis dahin war ich ein - jedenfalls insoweit - überzeugter Anhänger der Lehre vom "finsteren Mittelalter".


Im Hintergrund der Läuterungsberg, der in der Mitte des Meeres liegt, das den Südpol umgibt. Rechts ist übrigens der Florentiner Dom, mit der berühmten Kuppel Filippo Brunelleschis.

Auch das  Bild ganz oben hielt ich für eine mittelalterliche Darstellung, bis ich erfuhr, daß dieser Stich im Jahr 1888 entstand. Es erschien in Camille Flammarions Buch " L’Atmosphère. Météorologie populaire".
Dies ist mein 333. Post. Und der zweite unter dem Label "Aufkläricht".

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