Samstag, 14. August 2010

Osservatore goes Cafeteria


Wenn ich Artikel wie diesen lese, überkommt mich ein ganz mulmiges Gefühl. Es läßt sich schwer beschreiben. Vielleicht geht es ja mit einer Filmszene. Colonel Jack O´Neill verliert sein Kind, weil seine geladene und ungesicherte Pistole in die Hände seines Sohnes gerät. Die Szene wird nur beschrieben, aber jeder kann sie sich vorstellen.

So ähnlich geht´s mir, wenn ich sehe, daß meine lieben, braven Mitkatholiken naiv mit den ideologischen Phrasen der 60/70er "Emanzipationsbewegung" hantieren. Vorsicht! Die Waffe ist geladen! Hände weg! Todesgefahr!

Ist vielleicht für Menschen, die nicht zur Szene der Ex-Anarchos gehören, wenig einsichtig und "zu weit hergeholt". Aber so funktionieren eben meine Apo-Opa-Synapsen. Vielleicht kann ich mich mit einem kleinen Trick verständlich machen:
Die Zulassung von Priesterinnen zum Altardienst habe eine bestehende Ungleichheit abgeschafft und Frauen den Dienst am Geheimnis der Eucharistie – dem Kern des katholischen Glaubens – ermöglicht. Das schreibt die italienische Journalistin und Historikerin Lucetta Scaraffia in einem Artikel im „L’Osservatore Romano“.
Frauen nur deshalb nicht zum Altardienst zuzulassen, weil sie weiblich sind, sei eine schwere Ungleichheit innerhalb der katholischen Erziehung gewesen. Die .... vom Vatikan erteilte Erlaubnis habe für die Frauen bedeutet, eine Barriere zu überwinden. Gleichzeitig sei damit die Idee, sie wären aufgrund ihres Geschlechts unrein, endgültig überwunden worden, schreibt Scaraffia.
Lucetta Scaraffia spricht hier nun nicht von Priesterinnen, sondern "nur" von Ministrantinnen. Aber sie benutzt Formeln der "Befreiungsbewegungen" der 60er. Es geht um "Gleichheit" und die immer wieder von feministischer Seite aufgestellte - unzutreffende - Behauptung, Frauen seien deshalb nicht zum Altardienst zugelassen, weil die Kirche sie als unrein einstufe. Das ist O-Ton der Womynpriest-Bewegung. Und ein Lieblingsthema des Cafeteria-Catholicism.

Die Kategorien rein und unrein spielen in der  katholischen Theologie keine wirkliche Rolle, auch wenn das so wunderbar in den Kontext der Frauendiskriminierung paßt, Christi Botschaft beinhaltet vielmehr gerade die Überwindung dieser Kategorien, die das Judentum so nachhaltig geprägt haben. Mikwen für christliche Frauen gibt es nicht. Rituelle Waschungen menstruierender Frauen entfallen.

Nun sind Ministrantinnen ja keine Priesterinnen. Dennoch muß man den Dienst von Ministrantinnen nach wie vor als nicht eindeutig "erlaubt" ansehen. Die Behauptung Scaraffias, 1994 sei die Zulassung vom Ministrantinnen "vom Vatikan erlaubt" worden, ist so nicht richtig. Der einschlägige Text der Gottesdienstkongregation von 1994 macht vielmehr deutlich, daß die Kongregation die Zulassung von Ministrantinnen zwar in Einzelfällen zuläßt, sie aber keineswegs gutheißt. So daß der Wortlaut des Artikels im "Osservatore" der von der Gottesdienstkongration gebilligten Auslegung des Can. 230 Abs. II c.i.c. widerspricht. Auch Can. 230 hält im übrigen daran fest, daß der Altardienst grundsätzlich männlichen Akolythen vorbehalten ist.
Can. 230 — § 1. Männliche Laien, die das Alter und die Begabung haben, die durch Dekret der Bischofskonferenz dafür bestimmt sind, können durch den vorgeschriebenen liturgischen Ritus für die Dienste des Lektors und des Akolythen auf Dauer bestellt werden, die Übertragung dieser Dienste gewährt ihnen jedoch nicht das Recht auf Unterhalt oder Vergütung von seiten der Kirche.
§ 2. Laien können aufgrund einer zeitlich begrenzten Beauftragung bei liturgischen Handlungen die Aufgabe des Lektors erfüllen, ebenso können alle Laien die Aufgaben des Kommentators, des Kantors oder andere Aufgaben nach Maßgabe des Rechtes wahrnehmen.

§ 3. Wo es ein Bedarf der Kirche nahelegt, weil für diese Dienste Beauftragte nicht zur Verfügung stehen, können auch Laien, selbst wenn sie nicht Lektoren oder Akolythen sind, nach Maßgabe der Rechtsvorschriften bestimmte Aufgaben derselben erfüllen, nämlich den Dienst am Wort, die Leitung liturgischer Gebete, die Spendung der Taufe und die Austeilung der heiligen Kommunion.
Es ist zunächst festzuhalten, daß der Dienst des Meßdieners dem Dienst des Akolythen entspricht, bei dem es sich ursprünglich bis zu diesem Konzil um eine der niederen Weihen  handelte. zuletzt eine der Weihestufen, die zum Amt des Priesters führten. Es ist weiter festzuhalten, daß der Dienst des hauptamtlichen Akolythen ausschließlich männlichen Personen vorbehalten ist. Es war nun die Frage, ob unter Laien im Sinne  des Abs. II auch weibliche Laien zu verstehen seien, der Dienst also auch von Frauen geleistet werden könne. Nach einem langwierigen Abstimmungsprozeß erklärte der Präfekt der Gottesdienstkongregation am 15. März 1994, daß Can 230 II c.i.c. so zu interpretieren sei:
  1. Canon 230 II hat einen permissiven und keinen regulativen Charakter: "Laici ... possunt". Aus diesem Grund kann die Erlaubnis (z.B. zum Altardienst von Frauen) die durch einige Bischöfe erteilt wird, keineswegs einen anderen Bischof binden. Tatsächlich liegt es in der Kompetenz jedes einzelnen Bischofs, und zwar begrenzt auf seine Diözese und nach Anhörung der Bischofskonferenz, sich ein sorgfältig begründetes Urteil über die notwendige Entscheidung zu bilden, mit Blick auf die geordnete Entwicklung des liturgischen Lebens in seiner eigenen Diözese.
  2. Der Heilige Stuhl respektiert die Entscheidung, die jeder einzelne Bischof aufgrund spezifischer örtlicher Gegebenheiten im Sinne von Can. 230 II getroffen hat. Gleichzeitig will der Heilige Stuhl aber daran erinnern, daß es sehr gute Gründe dafür gibt, der würdigen Tradition zu folgen, daß Jungen den Altardienst versehen. Es ist sehr wohl bekannt, daß dies zu einer beruhigenden Entwicklung bei den priesterlichen Berufungen geführt hat. Deshalb bleibt es eine Verpflichtung, solche (männlichen) Ministrantengruppen zu unterstützen.
  3. Wenn der Bischof in einigen Diözesen, auf Basis des Canon 230 II, aus bestimmten Gründen den Altardienst von Frauen erlaubt, muß diese Entscheidung den Christgläubigen im Lichte der zitierten Norm sorgfältig erklärt werden. Es soll dabei klargestellt werden, daß die Norm bereits allgemein angewandt wird, nämlich durch den Dienst von Frauen als Lektoren und dadurch, daß Frauen auch als Außerordentliche Kommunionspender eingesetzt werden dürfen sowie andere Funktionen ausüben, in Ausführung der Regelung des selben Canon 230 III.
  4. Es sei aber eindeutig klargestellt, daß die erwähnten liturgischen Dienste durch Laien "ex temporanea deputatione" nämlich aufgrund einer Entscheidung des Bischofs ausgeübt werden, ohne daß Laien, seien sie Männer oder Frauen, irgendeinen Anspruch auf die Ausübung dieser Dienste geltend machen können.
Als kleine Kritik eines pingeligen Juristen sei angemerkt, daß der Herr Präfekt in Ziffer 3. die Auslegungsregel des "a maiore ad minus" verletzt, indem er nämlich die in Abs. III zugelassene Ausnahme als Begründung für die weite Auslegung der in Abs. II normierten Regel nutzt.

Nun sind tatsächlich im progressiven Deutschland schon im Jahre 1965 "auf experimenteller Basis" weit vor dem Zeitpunkt einer verbindlichen Interpretation des erst im Jahre 1983 verabschiedeten Can 230 c.i.c. Meßdienerinnen eingesetzt worden. In Großstadtgemeinden ist der( männliche) Meßdiener fast schon eine Ausnahmeerscheinung geworden. In der Großstadtgemeinde, aus der ich in eine Landgemeinde umgezogen bin, wurden im vergangenen Jahr 11 Meßdienerinnen und nur ein einziger Meßdiener in ihren Dienst eingeführt.

Es war zu erwarten, daß junge Frauen in einer von Frauen dominierten Kirche (gibt es irgendeine Gemeinde, in der am Sonntag mehr Männer als Frauen den Gottesdienst besuchen?) sehr bald die jungen Männer dominieren. Mittlerweile liegt das Verhältnis weltweit, wie sich beim letzten Minstrantentreffen in Rom gezeigt hat, bei 60 zu 40 zugunsten der jungen Frauen.

Mir scheint, als drängten deshalb die jungen Frauen in ein Amt, daß nach wie vor "eigentlich"Männern vorbehalten ist, weil nichts verachtenswerter erscheint, als die "Rolle" einer Frau anzunehmen. Für junge Frauen gibt es keinerlei Angebote in der katholischen Kirche mehr, außer der, sich einer der nicht nur kryptofeministischen katholischen Frauenkampfbünde anzuschließen, deren vordringliches Ziel zu sein scheint, nach der - mit juristischen Tricks - eroberten Position des Girl Altar Boys als nächstes das Diakonat und als übernächstes das Frauenpriestertum zu erkämpfen.

Die "Zulassung" von Frauen zum Altardienst ist kirchenrechtlich ein höchst zwielichtiges Unternehmen, nicht geboren aus besserer Einsicht, sondern geboren aus blankem Opportunismus. Dieser Weg führt  in die Irre. Die frauliche "Eroberung" des Altardienst trocknet eine der Quellen für priesterliche Berufungen aus. Wer das nicht glaubt, sollte sich mit den Gemeinschaften beschäftigen, die weibliche Altardiener nicht kennen. Weder die Pius- noch die Petrusbruderschaft kennt das Phänomen des Priestermangels. Auch die Bischöfe, die den Altardienst für Frauen untersagt haben - wozu sie kirchenrechtlich befugt sind - haben dies aus gutem Grund getan, vor allem um der Priesterberufungen willen. Und sie haben recht behalten.

Zum Bild: Elisha gilt als erster Acolyt, Diener des Propheten Elija.

21 Kommentare:

Der Herr Alipius hat gesagt…

Sauber!

Anonym hat gesagt…

Ab und an mal theologisch argumentieren könnte helfen! Und "sauber" ist da gar nix; zuallerletzt die Argumentation!

Anonym hat gesagt…

Natürlich geht es um eine theologische Entscheidung und nicht um Gender-Fragen: Wie wäre es mal bei Paulus nachzulesen. Gal 3,28 böte sich an:

"Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus."

Da der Dienst als Ministrant qua Taufe ausgeübt wird, gibt es auch keinen theologischen Grund, Mädchen/Frauen auszuschließen. (Wie ja auch das Kirchenrecht und der besagte Artikel im OR festhält).

Aber wahrscheinlich war schon Paulus der Gender-Ideologie anheim gefallen?

Das Argument der Berufungspastoral ist übrigens schon längst durch Zahlen widerlegt. Der Rückgang männlicher Ministranten entspricht ziemlich exakt dem Rückgang von männlichen Kindern und Jugendlichen in der Gesamtjugendarbeit (also bei Pfadfindern, Pfarrjugend, etc.) Ließe sich alles beim Ministrantenreferat der DBK im Jugendhaus in Düsseldorf verifizieren.

Das Argument: mehr Mädchen, weniger Jungs bei den Ministranten = weniger Priesterberufungen ist also schlicht empirisch nicht zu verifizieren. Woran der Priestermangel auch liegt, sicher nicht an weibl. Messdienern.

Johannes hat gesagt…

Ministrantin qua Taufe.? Genau da fängt ds Problem an. Auch Diakon, Priester, Bischof, Papst qua Taufe?

Der Herr Alipius hat gesagt…

@ anonym: Wer sich bei solchen Themen nur auf "Zahlen" stützt und nur schaut ob etwas "empirisch zu verifizieren" ist, der steht auch nicht grade auf sicheren Beinen. Es gibt mehr als nur Materie oder kalte Mathematik.

Ich selbst höre von jedem zweiten Ministranten im Alter zwischen 8 und 13 Jahren, daß sie sich in der Sakristei nicht wohl fühlen, wenn Mädchen dabei sind: "Die können alles viel besser" heißt es da, "Die reißen alles an sich" und auch "Das sind MÄDCHEN!" (mit der entsprechend grauenerfüllten Stimme eines 8- bis 13-jährigen Buben).

Wo die Empirie in eine Richtung weisen mag, sagt der gesunde Menschenverstand oft etwas anderes. Natürlich hätten wir mehr Aussicht auf Berufungen, hätten wir mehr männliche Ministranten. Und natürlich hätten wir mehr männliche Ministranten, träfen diese in einem sehr entscheidenden Alter in der Sakristei nicht auf den "Erzfeind": Die Mädchen.

Im gendergemainstramten Wolkenkuckuksheim mag mancher vor Rührung schluchzen, wenn es gelingt, im Kindergarten die Jungs an die Puppen und die Schminkkästen zu treiben und so den Eindruck zu erwecken, daß die Grenzen fallen. Im wirklichen Leben sieht das ganz anders aus, Zahlen hin, Empirie her.

Und wenn es so dringend theologisch und paulinisch sein muß: "Wäre der ganze Leib Auge, wo bliebe das Gehör? Wäre er ganz Ohr, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder, jedes einzelne von ihnen, so am Leibe gesetzt, wie er gewollt hat. Wenn aber alles ein Glied wäre, wo bliebe der Leib?"

Sir Thomas Morus hat gesagt…

@Anonym:
Das der Ministrantendienst qua Taufe ausgeübt wird, trifft nicht zu. Nicht in dem Sinne, dass ein Getaufter ein Recht auf diesen Dienst hätte. Die von Johannes zitierte Erklärung der Gottesdienstkongregation sagt ausdrücklich (in Nr. 4), dass Laien keinen Anspruch auf diese Dienste geltend machen können.

Sir Thomas Morus hat gesagt…

Das erste "dass" natürlich auch mit Doppel-s.

polyglott hat gesagt…

"Wenn ich Artikel wie diesen hier lese, überkommt mich ein ganz mulmiges Gefühl" ist mein Kommentar zum Beitrag - und mal abgesehen von der schon kritisierten unsauberen Argumentation (sorry Alipius) wüsste ich gerne, ob mal jemand Zahlen parat hätte, die aufzeigen, wie viele _Mädchen_ eine Berufung zum geweihten Leben aufgrund des Ministrantendienstes entdecken konnten und verfolgt haben. Wenn ich mich allein in meinem Bekanntenkreis umschaue, sind da so einige, und ist es das nicht wert?
Daneben bin ich überzeugt, dass eine Priesterberufung nicht daran scheitert, dass dem angehenden Kleriker mit 12 oder 13 Mädchen in der Sakristei begegnen, sondern wohl eher am insgesamt berufungsfeindlichen Umfeld in Familie und Pfarrgemeinde!

Teresa hat gesagt…

"Tatsächlich liegt es in der Kompetenz jedes einzelnen Bischofs,...",
Tatsächlich? Wäre dies (abgesehen davon, dass dieser Bischof der medialen Hetzjagd ausgeliefert wäre) inerhalb einer Deutschen Bischofskonferenz möglich, dass ein Bischof in seiner Diözese nur männliche Ministranten zulässt? Werden solche Entscheidungen nicht deutschlandweit in der DBK geregelt?

Johannes hat gesagt…

@polyglott. Dazu wäre wohl zu sagen, daß vor den reformbesoffenen 60er wesentlich mehr Mädchen Ihre Berufung als Nonne entdeckt haben als in diesen angeblich hach so frauenfreundlichen Zeiten. Allein von 1998 bis 2008, also lediglich in zehn Jahren ist die Zahl der Nonnen in Deutschland von unter 35.000 auf unter 25.000 zurückgegangen.

Johannes hat gesagt…

@polyglott. Sagen wir es einmal ganz konkret. 1991 hatten die Frauenorden in Deutschland 43.474 Mitglieder. 2008 waren es 22.995. Davon sind 83 % über 65 Jahre. Ein großartiger Erfolg der Strategie des "Heranführens an die Eucharistie" nicht? Wo sind sie wohl geblieben? Wahrscheinlich bei den 600.000 Frauen die Mitglied der feministischen kfd sind?

Gregor hat gesagt…

@ Polyglott und Anonym:

Nicht Johannes' Argumentation ist unsauber, sondern eure. Der Dienst des Akolythen entspringt gerade nicht aus der Taufe, wie übrigens gerade auch noch einmal der Präfekt der Apostolischen Signatur dargelegt hat, s. hier: http://www.summorum-pontificum.de/texte/burke_weishaupt.shtml

Zwischen einer Berufung als Ordensfrau und dem Altardienst sehe ich keinen Zusammenhang, da ja auch Ordensfrauen keinen Altardienst ausüben.

@ Johannes,

hast du mal ein Bild von Frau Scaraffia gesehen: http://www.gabrielerossilobbying.com/wp-content/uploads/2010/03/lucetta_scaraffia.jpg *pfeif*

polyglott hat gesagt…

Zwei Dinge und Schluß für mich:

1. Die AAS hat 1994 die Möglichkeit für weibliche Ministranten grundsätzlich zugelassen.

2. Der Stellvertreter Christi auf Erden, Benedikt XVI. hat dies anlässlich der Ministrantenwallfahrt 2010 (erneut, da Johannes Paul II. schon 1994 und 1998 in Audienzen anlässlich von Ministrantenwallfahrten nach Rom) ausdrücklich gutgeheißen.

Also MIR reicht das, um zu wissen, dass ich mich mit der gegenteiligen Meinung nicht in guter Gesellschaft befinde.
Ich kann mir den Gehorsam nicht aussuchen: glaubenstreu zu Dominus Jesus, Munificentissimus deus, Summorum Pontificum, aber eben auch zu diesem Punkt.


Und jetzt drängt mir noch ein Satz auf die Lippen, den ich gleich wahrscheinlich bereue: Der Verweis auf das Aussehen von Fr. Scaraffia ist als ad hominem ja wohl unterste Schublade: und wenn sie jetzt einen Dutt und ein langes Kleid angehabt hätte, was tut's dazu? Nicht die Kutte macht den Mönch, ich empfehle Thomas von Kempis für mehr Barmherzigkeit...

Gregor hat gesagt…

@Polyglott

Wer nicht unterscheiden kann zwischen dogmatischen Grundtatsachen wie sie etwa Dominus Jesus beschreibt und einer ertrotzten Erlaubnis im bloß disziplinarischen Bereich, die im selben Zuge alle möglichen Kautelen beinhaltet und klarmacht, daß dies keinesfalls ideal ist, hat etwas grundsätzlich nicht verstanden.

Zum Bild von Frau Scaraffia: keineswegs. Jeder wählt seine Kleidung und sein äußeres Erscheinungsbild (soweit beeinflußbar) bewußt und macht damit eine Aussage. Deshalb ist es durchaus zulässig und kein Mangel an Barmherzigkeit, darauf hinzuweisen (ich habe ja nicht gesagt, "guck dir mal das häßliche Gesicht an" oder irgenetwas in der Art).

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Nochmals:
Sauber!

Mein kleiner "Erfahrungsbericht" dazu:
Ich stamme aus einer Pfarrei, die bis Ende der 1980er Jahre keine Mädels an den Altar gelassen hat. In den letzten Amtsjahren ist dann der wackere alte Dechant von den bekannten Pressuregroups weichgeprügelt worden. Er ließ Mädchen zu.
Was passierte in der Folge?
Fast die gesamte Führungsriege der Oberministranten hat den Dienst aufgegeben.
Die Zahl der Ministranten fiel innerhalb eines Jahres auf unter die Hälfte, nach drei Jahren war nicht einmal mehr ein Drittel der ehemals 120 Ministranten da!
Das Wissen war weg. Die Disziplin war raus und sonntags ging der Küster vor fast jeder Messe in der Kirche "Ministranten sammeln", was den Messbesuch zu einem unschönen Nervenkitzel machte. Das Gestolpere und Gehaspel ging los.
Diejenigen, die fast ihre ganze Freizeit der Ministrantenarbeit geschenkt hatten, die Ferien "durchdienten" und alle Beerdigungen ungefragt ministrierten, sie waren weg.

Die Gründe für diesen Niedergang sind zwar icht politisch korrekt, aber einfach zu beschreiben:
Es ist wie bei nem gemischten Kegelclub. Es kommt keine Stimmung auf und (noch schlimmere Worte) es kann keine Kameradschaft aufkommen. Und genauso war es auch!
Die gute Stimmung war weg. Die gut eingespielten Teams, die auch bei etwas wirren Emeriti nie die Nerven verloren hatten, mußten nun auch noch auf die Mädels aufpassen, die einen stolpernden ältlichen Zelebranten nicht stützten sondern rumkicherten und die Kännchen nicht auseinander halten konnten. Ich weiß, das sind ganz schlimme Worte, aber es war genau so und nicht anders. Der gepflegte Korpsgeist und auch ein gewisser Stolz auf die durchaus verantwortungsvolle Aufgabe am Altar führte zu Verantwortungsbewußtsein, Disziplin und Verläßlichkeit. Es war neben dem Fußballverein die letzte Bastion, wo wir Jungs unter uns waren und uns nicht den Kommentaren und Launen der Mädels ausgesetzt sahen.
Daneben war fast allen, die mit mir bis zu jenem denkwürdigen Tag klar, daß man als Ministrant schon einen Blick in Richtung Priesteramt tat, eine Art Vorbereitung auf der Frage danach, ob man berufen ist oder nicht. Von daher war es für uns ganz untheologisch klar, daß Mädels auf diesem Posten überhaupt nichts zu suchen hatten. Interessanterweise sind wir auch nicht basisdemokratisch danach gefragt worden, ob wir überhaupt diese "Öffnung zur Welt" haben wollten. Plötzlich gab es sie einfach und genauso plötzlich war der Niedergang da.
Heute ist in vielen Gemeinden, die ich so kenne und auch in der Gemeinde in der wir hier wohnen eher ein Anhängsel von irgendwelchen anderen Jungendverbandsunternehmungen, wo jeder mal darf, wenn er denn will.

Wenn ihr mich fragt:
Hier ist pädagogisch fortschrittlich wie sinnlos etwas wertvolles zerstört worden.

Anonym hat gesagt…

@ Gregor: Inwiefern ist der Hinweis auf das Aussehen Frau Scaraffias jetzt eine theologische Begründung dafür, dass nur Jungs meßdienen sollten?

Gregor hat gesagt…

@ Anonym

Ach man kann sich auch anstellen. Natürlich ist das keine Begründung dafür, was ich auch nie behauptet habe. Die Art, wie sie sich pränsentiert, deutet aber darauf hin, daß sie genau aus der "Emanzipationsbewegung" kommt, von der Johannes spricht. Nicht mehr, nicht weniger.

Anonym hat gesagt…

@ Gregor: Ach, das siehst Du allein vom Augenschein her:-)

Ich kenne die Frau nicht, deshab verkneife ich mir auch jedes Urteil auf ihre Einstellungen. Wenn man vom Aussehen mancher Prälaten auf deren Frömmigkeit schliessen würde, wäre das ja auch nicht fair. Jedenfalls scheint Frau Scaraffia inhaltlich ebenso "feministisch" zu sein wie Papst Johannes Paul II. Und der sah doch ganz ok aus, nur zur Beruhigung.

Gregor hat gesagt…

@ Anonym:

Ich habe bereits erläutert, daß ich nicht von ihrem Aussehen auf irgendetwas schließe, sondern von der Art, wie sie sich bewußt darstellt. Das ist völlig legitim, und das zu ignorieren ist nicht irgendwie "fromm" oder besonders "moralisch", sondern sinnlos. Zu diesem Thema habe ich jetzt aber wirklich alles mehrfach gesagt und werde mich dazu nicht mehr äußern. Der Hinweis auf Johannes Paul II. ist völlig unklar, interessiert mich aber offengestanden auch nicht.

Anonym hat gesagt…

Auch wenn es dich nicht interessiert:

http://stjosef.at/dokumente/ministrantinnen_erlaubnis_rom.html

Elsa hat gesagt…

Um mal wieder von den Frisuren weg zu kommen ...
Jesus Christus war Jude und für Juden gab es damals, zur Zeit des Jerusalemer Tempels, absolut nur eine einzige Möglichkeit, am Altar zu dienen: Qua Geburt als Mann.
Dagegen gab es aber geweihte Jungfrauen und Prophetinnen - und das Potential möchte ich auf keinen Fall unterschätzen, dass Ministrantinnen vielleicht irgendwann auch eine Berufung in einen Orden oder als geweihte Jungfrau in der Gemeinde erfahren können.Ich denke, es ist eine zu starke Engführung, wenn man jetzt der ganzen Chose die Schuld gibt an den mangelnden Berufungen. Vielmehr ist es doch auch so, dass Jungs früher noch regelrecht Kindermesssets geschenkt bekamen und Priester gespielt haben, während sie heute metrosexuell zu sein mit Beckham üben - was nicht Schuld der Ministrantinnen ist. Dennoch kann ich die Argumentationen von Johannes und Alipius bzw. Gregor nicht völlig von der Hand weisen... Wenn ich Weiberabend mache, dann ist es eben auch Weiberabend, und dann hat kein Mann da was verloren, und wenn Männerabend ist, dito ... Wobei ich eher untypisch und für eine Frau sehr macho bin, Weiberabende finde ich langweilig :-)