Den Evangelischen, die in der Austeilung von Brot und Wein einen »symbolischen« Nachvollzug des Opfers Christi erkennen, bereitet es in der Regel keine Schwierigkeit, das Abendmahl nach katholischem Ritus zu empfangen, der sich auf die leibhaftige Gegenwart des Blutes und Fleisches gründet.Luther hätte sich wohl dreimal bedankt für die Zumutung an der - wie es im 16. Jahrhundert bei Protestanten hieß - "vermaledeiten Abgötterei" einer katholischen Messe teilzunehmen. Die Hostienfrömmigkeit der Katholiken war für Lutheraner wie Reformierte in Zeiten, in denen in diesen Kreisen noch theologische Bildung, Frömmigkeit und konfessionelle Selbstachtung verbreitet war, nichts als blanke Idolatrie. Ebenso bedankt hätte sich Luther für die Behauptung, er halte das Abendmahl nur für einen "symbolischen" Nachvollzug des Opfers Christi. Offenbar ist die Marburger Disputation bei den harmoniebedürftigen Neuprotestanten völlig in Vergessenheit geraten. Erst mit der Leuenberger Konkordie wurden diese Differenzen nicht bereinigt sondern vielmehr als nebensächlich definiert.
Ein Interesse an der Art der Gegenwart Christi im Abendmahl, ..., läuft Gefahr, den Sinn des Abendmahls zu verdunkeln.heißt es da. 1973 war das. Müsli-Theologie halt. Und so geht es weiter:
Katholiken aber sind von der Exkommunikation bedroht, wenn sie das protestantische Abendmahl zu sich nehmen.No Sir. Wieder falsch. Vielmehr beschloß die Gemeinsame Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1975 folgendes
Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß ein katholischer Christ - seinem persönlichen Gewissensspruch folgend - in seiner besonderen Lage Gründe zu erkennen glaubt, die ihm seine Teilnahme am evangelischen Abendmahl innerlich notwendig erscheinen lassen ... Bei der Entscheidung, vor die er sich gestellt sieht, darf er weder das Beheimatetsein in der eigenen Kirche gefährden ... noch Verleugnung des eigenen Glaubens (riskieren) ... oder anderen eine solche Deutung nahe legenAlso nichts mit Exkommunikation - es sei denn, die Aktion artet zur Demonstration gegen den katholischen Glauben aus. Was dann später Johannes Paul den II veranlaßt hat, die Sache wieder restriktiver zu regeln.
Deshalb müssen die katholischen Gläubigen bei allem Respekt vor den religiösen Überzeugungen ihrer getrennten Brüder und Schwestern der Kommunion fernbleiben, die bei ihren Feiern ausgeteilt wird, damit sie nicht einer zweideutigen Auffassung über das Wesen der Eucharistie Vorschub leisten und so die Pflicht versäumen, für die Wahrheit klar Zeugnis abzulegen.Aber auch hier nichts mit Exkommunikation. Weshalb auch Harpprechts dröhnende Philippika
Hier demonstriert sich eine Härte, die man in der Erinnerung an den gemeinsamen Opfertod von protestantischen und katholischen Mitgliedern des Widerstands als Verrat, als Treulosigkeit oder wenigstens als schnöde Vergesslichkeit empfinden musseher in die Kategorie Kitsch oder protestantischer Agitprop einzuordnen ist. Obendrein ist nicht bekannt, daß ein Dietrich Bonhoeffer, eine Edith Stein oder ein Alfred Delp sich mit synkretistischen Albernheiten beschäftigt hätten.
Angesichts dieser dröhnenden ("Verrat", "schnöde", "Treulos") und hochaggressiven Propaganda wird mir recht seltsam zumut. Ich weiß ja nicht, ob es paßt, aber mir fällt da eine Episode der Bremer Geschichte ein. Die Bremer haben sich früh für die Reformation begeistert. Den Erzbischof konnten sie ja noch nie leiden. ( Der berühmte Bremer Roland blickt drohend zum Dom, als Repräsentant des Bremer Bürgerstolzes gegen den bischöflichen Fürsten und Landesherrn)
Die Reformation war die Gelegenheit, den Fürsten sich endlich vom Hals zu schaffen. Die noch verbliebenen Katholiken hat man dann mit blankem Terror vertrieben. Schrittweise wurde der katholische Gottesdienst verboten. 1532 besetzten die Protestanten während der Palmsonntagsmesse den damals noch katholischen Dom und hielten den versammelten "Altgläubigen" eine Zwangspredigt. Go-In würde man heute dazu sagen. Die Katholiken, in deren Besitz der Dom doch blieb, mußten daraufhin 15 Jahre lang den Gottesdienst einstellen.
Nun, das immer militanter geforderte "Gemeinsame Abendmahl" - Harpprechts miserabler Artikel stellt da einen gewissen Höhepunkt dar - hat ja nicht etwa zu tun mit vertieften theologischen Überzeugungen, einem neuen Höhepunkt eucharistischer Frömmigkeit, einer Blüte liturgischer Festlichkeit, sondern mit einem - quod erat demonstrandum - erschreckenden Verlust an ebendiesem, bis hin zur völligen Kenntnislosigkeit. Die Leuenberger Konkordie - nur z.B. - stellt ja nicht etwa den Höhe- sondern den Tiefpunkt protestantischer Frömmigkeit dar. Was will man? Haben wir - die wir an urchristlichen und urkatholischen Glaubensüberzeugungen festhalten wollen - demnächst Go-Ins und Eat-Ins in katholischen Kirchen zu erwarten? Worauf dann das von Harpprecht erträumte Einknicken der "Hierarchie-" vor den reformbereiten katholisch/evangelisch/ökumenischen Massen folgte?
Genau genommen erleben wir dieses Go-In ja nahezu jeden Sonntag. Manchmal mit dem Gemeindepriester an der Spitze. Beispiele? Gerne! Demnächst in diesem Theater.
Das Bild zeigt einen Abendmahlskelche und eine Patene aus dem 13. Jahrhundert, die bei Ausgrabungen im Bremer Dom gefunden wurden. Die Katholiken des 16. Jahrhunderts mußten mit Gewalt aus dem Dom vertrieben werden. Die heutigen Katholiken werfen ihre Patenen selber weg.
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