Samstag, 2. Mai 2009

Terribilis ut castrorum acies ordinata

   I. Mai. Wie jedes Jahr erscheine ich am 1. Mai nicht etwa zum Kampftag der Arbeiterklasse - sondern zum Auftakt der Maiandacht in meiner Gemeinde. Der Pfarrer gibt sich nicht soooo viel Mühe, sondern liest aus Gotteslob 783. "Wer ist sie, die erscheint wie das Morgenrot, wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne, prächtig wie Himmelsbilder."
   Ist mir bisher nicht aufgefallen, heute stutze ich. Gerade vor ein paar Stunden habe ich eine Antiphon zu einer Marienvesper übersetzt. Da findet sich ein ganz anderer Text. Nicht "prächtig wie Himmelsbilder" sondern "terribilis ut castrorum acies ordinata" - Luther übersetzt "schrecklich wie Heerscharen", Buber (der den masoretischen Text der hebräischen Bibel vor Augen hat)"furchtbar wie die Fahnenumschwungnen". Der Text des Gotteslob stammt aus der "Einheitsübersetzung", deren liturgisch-theologische Untauglichkeit ja inzwischen Legion ist.
   Woher stammt dieser Text? Wem verdanken wir diese Zuckerguß-Maria? Kann mir da jemand helfen?

Die Illustration zu diesem Text ist eine allegorische Darstellung der Seeschlacht von Lepanto, Maria in einer Darstellung als Heerführerin.

1 Kommentar:

Scipio hat gesagt…

Wenn ich da nichts durcheinander bringe, gab es die eigentliche Einheitübersetzung erst _nach_ dem Gotteslob. Irgendwelche Vorversionen waren sicher im Umlauf und im liturgischen Gebrauch.

Ob aber jetzt die Gotteslob-Kommission immer diese vorläufigen und approbierten Übersetzungen verwendet hat oder ob sie nicht zusätzlich Texte angepasst, verändert, entschärft hat, weiiß ich nicht. Mein Gefühl sagt mir: Zweiteres. Dein Beispiel passt voll zu dieer Annahme.