Sonntag, 17. Mai 2009

Kermani, Lehmann, Mosebach


   Nur auf den ersten Blick ist es erstaunlich, daß sich der katholische Schriftsteller Mosebach in einem Artikel auf der ersten Seite des FAZ-Samstags-Feuilletons auf die Seite Kermanis stellt. Zwischen beiden besteht zumindest kollegialiter ein enge Freundschaft. Es war der muslimische Schriftsteller Kermani, der bei der Büchnerpreis-Verleihung im Jahre 2007 an Mosebach die Laudatio hielt.
   Lehmann kennt sich in der Szene aus. Wollte er vielleicht auch deshalb nicht auf dem Podium neben Kermani stehen, weil er in Kermani einen "Bruder im Geiste" Mosebachs sieht? Mosebach erlaubt sich, seiner Eminenz unter anderem folgende Fragen zu stellen:
9.
Können Sie sich vorstellen, daß es in der religiösen Auseinandersetzung noch etwas Besseres geben kann, als eine Toleranz, die nicht mehr Duldung des für falsch Erkannten, sondern Relativismus und Indifferenz bedeutet;  könnte eine durch Liebe und Vernunft gezügelte Leidenschaft zur Erkenntnis nicht die angemessenere Gefühlslage für die Beschäftigung mit den Religionen sein?

10.
 Gibt es bei dem großen Projekt einer "Zähmung der Religion", mit dem manche auch ihren Namen verbinden wollen, eine historische Kontinuität des Mainzer Bischofsstuhles seit Dalberg, dem Botschafter des Josephinismus in Deutschland?

11.
Kermani berichtet im selben Artikel, seine Tochter, die einen katholischen Kindergarten in Köln besuchte, sei dort in Kenntnis ihrer Zugehörigkeit zum Islam mit den anderen Kindern zur Kommunion geführt worden. Kermani kommentiert dies sarkastisch, er wünsche sich, die katholische Kirche sei manchmal etwas weniger liberal". Könnte es sein, daß Ihnen diese Äußerung und Kermanis bewundernde Wort über Papst Benedikt in einem Aufsatz in der "Süddeutschen Zeitung" ebenso sehr mißfielen, wie der Anfang seines Aufsatzes über das Bild des Gekreuzigten?
Die zeitgenössische Zeichnung eines Augenzeugen zeigt Marie-Antoinette auf dem Weg zum Schaffott, Mosebachs Rede bei der Preisverleihung verursachte Skandal im Deutschen Blätterwald, nachdem er es wagte, Parallelen zu ziehen zwischen der Ideologie des Terreur und der Ideologie der deutschen Nazis.

1 Kommentar:

Lupambulus Berolinen. hat gesagt…

Total widerlich der Mosebach. Aber wir sehen eines ganz deutlich: Mosebach et alii sind selbst keine echten Katholiken, und sie haben Kermani diese abgeschmackte Pseudo-Theologie des Kreuzes angedreht, die er nun für Blasphemie hält. Fernhalten von dem rechts-"katholischen" Pack, bitte!