Montag, 24. Mai 2010

Rot ist heute die Farbe des Fortschritts.


Wie es scheint, bin ich nicht der einzige Blogozesaner, der am Pfingstmontag nicht zur Messe gehen mag.

Auch Stanislaus zieht es offenbar heute nicht in die Kirche. Die Gründe dafür sind kompliziert zu erklären. Seit ich mich mit Liturgie, insbesondere der nachkonziliaren, befasse, vergleiche ich fast Vergangenes (nun es gibt da ja noch ein paar liturgische Dörfer, die nicht etwa von unbeugsamen Galliern, wohl aber von unbeugsamen Brüdern bewohnt werden) mit  der Gegenwart der römischen Liturgie.

Die liturgische Gegenwart ist am heutigen Tag eine Gegenwart in Grün, eine Gegenwart ohne die Pfingstoktav, die noch bis zur Non des Quatembersamstags geht, bzw. ging (auch hinsichtlich des Quatember ist eine Verlustanzeige zu erstatten). Wir lebten also noch in der Osterzeit, jeden Tag zur Vesper würden wir das Veni creator spiritus singen dürfen.

Wir leben also in geistlosen Zeiten, könnte man sagen. Und vielleicht erklärt das so manches.

Das Bild zeigt eine römische (notabene griechische) Sonnenuhr. Das Problem, wie man die Bewegung der Sonne abbildet, lösten die Griechen und Römer in der Weise, daß sie Sonnenuhren in Form einer konkav geformten Hemisphäre herstellten. Wie zu erkennen ist, hat der Tag, der auf diesen Sonnenuhr abgemessen wird, Sommers wie Winters zwölf Stunden. Die Vesper beginnt etwa eine Stunde vor Beginn der Nacht, in der Dämmerung, also heute - wenn man in der Gegend von Frankfurt am Main wohnt - vor 21.15 Uhr. Und wenn man zu diesem Zeitpunkt das Veni Creator Spiritus singt, läßt sich wenigstens ein kleiner Teil der Pfingstoktav nachvollziehen. (Die liturgische Farbe der Pfingsoktav ist rot)

6 Kommentare:

Maria Magdalena hat gesagt…

irgendwie seltsam - bei uns waren Priester und Diakon rot gewandet.

Daniel hat gesagt…

Messe vom Pfingstmontag (oder vom Hl. Geist) und dementsprechend rote Paramente. So ist das vorgeschrieben.

Direktorium Paderborn:

24. Mo PFINGSTMONTAG
Montag der 8. Woche im Jahreskreis
Off vom Tag, 4. Woche
R M vom Pfingstmontag
Es kann die Messe von Pfingsten (MB II 203
oder II² 201) oder eine Votivmesse vom
Heiligen Geist (MB II 1101-1109 bzw. II²
1133-1141) mit den jeweiligen Perikopen
genommen werden oder die folgende Messe:
MB II 207 bzw. II² 205, Gl, Prf So VIII
L 1: Apg 19,1b-6a oder Joël 3,1-5
APs: Ps 145,2-3.4-5.8-9.10-11.15-16 (R: 1b)
L 2: Röm 8,14-17 Ev: Joh 3,16-21


Allerdings (wie oben angegeben): das Offizium des Stundengebets ist heute vom Montag der 8. Woche im Jahreskreis. Somit zählt der Tag heute zum Jahreskreis.

Ich halte den Pfingstmontag für den liturgisch seltsamsten Tag des Jahres.

Sarah hat gesagt…

Bei uns auch rot, drei Priester, feierlich und es war schön pfingstlich...:-))

Johannes hat gesagt…

Irgendwie liegt der Pfingstmontag schon "Im Jahreskreis" hätte also die liturgische Farbe grün, und irgendwie ist er noch Osterfestkreis und hätte dann die Farbe rot. Bei uns tragen Priester und Diakone jedenfalls rot - auch in den meisten Diözesen ist rot angesagt. In bestimmten Großstadtgemeinden wird allerdings schon gar keine Messe gefeiert, stattdessen findet ein "ökumenischer Gottesdienst" statt.
Nun ist heute aber unerbittlich "Ordinary time" und uns wird wieder grün vor Augen.

Stanislaus hat gesagt…

Tja, lieber Johannes, sollen wir dann zusammen beichten gehen? Ich erhalte gerade jede Menge Schelte für mein Fernbleiben gestern.

Johannes hat gesagt…

Na ja, was soll ich sagen - Pfarrer und Diakon lesen sowieso mit. Ich habe jedenfalls Besserung gelobt, aber ab und zu muß man auch mal streiken dürfen. Oder? (C.S. Lewis gelesen, der meint eindeutig nein, Streikverbot)