Dienstag, 31. August 2010

Katholiken sind doof


Na ja, nicht alle. Eigentlich die wenigsten. Eigentlich sind Katholiken undoofer als die meisten anderen. Aber wenn ich mal was zum allgemeinen Bildungsniveau in Glaubensfragen vor allem bei cradle-catholics meiner Altergruppe sagen dürfte?

Prädikat erschröcklich. Da höre ich von einem Doktoren der Physik und Chefredakteur einer Gemeindezeitung daß Luther der erste gewesen sein soll, der es "gewagt" habe, die Bibel entgegen dem Verbot der Kirche zu übersetzen und und diese Übersetzung drucken zu lassen. (Falsch, Luthers Bibel war die 14. in deutscher Sprache erschienene gedruckte Übersetzung der Bibel, ein kirchliches Übersetzungsverbot gab es nicht) und daß diese Bibel von  Gutenberg gedruckt wurde (noch falscher: Gutenberg besorgte den Druck der Vulgata zwischen 1452 und 1454 in Mainz, 70 Jahre vor dem Druck der Lutherschen Septemberbibel 1522). Usw. usf. Ich spreche nicht von lieben, leider etwas ungebildeten Menschen, sondern von solchen mit abgeschlossenem Hochschulstudium. Und Stories dieser Art kann ich dutzendfach berichten.

Nachdem ich nun diesen Artikel gelesen habe, wurde mir so einiges klar. Katholische Lutherfans kann ich ja schon mal gar nicht ab. Weil sie meistens nicht wissen wovon, und noch weniger über wen sie da reden.
Im Grunde müsste die katholische Kirche heute das tun, was ihr schon Martin Luther empfohlen hat. Der lag in allem genau richtig, da ist alles drinnen, um den Missbrauchsskandal zu verhindern. Die Kirche müsste den Zölibat aufheben, Priester sollten heiraten dürfen, Sexualität sollte nicht nur als Mittel der Fortpflanzung gelten.
Guten Morgen! Ich fände es sehr, sehr spannend mal dereinst heroben eine Podiumsdiskussion zwischen M.L. und Frau Käßmann zum Thema "Die Pille. Ein Geschenk des Himmels?" zu hören. Obwohl ich mir das Paradeis nicht als Ort für Podiumsdiskussionen vorstelle. Jedenfalls hat weder Luther noch die Kirche jemals behauptet, Sexualität gälte "nur als Mittel der Fortpflanzung". Allenfalls Frau Ranke-Heinemann hat mal behauptet, die Kirche behaupte, was Herr Hader behauptet, daß sie behaupte.

Wenn ich die folgenden Zeilen lese, wundere ich mich über derlei Quark nicht mehr:
Ich kenne die Kirche recht gut, ich war neun Jahre lang auf dem Klosterinternat Melk. Die Atmosphäre dort war in den siebziger Jahren eine sehr liberale. Wir haben im Religionsunterricht ständig Camus und Sartre gelesen, und der Zweifel an sich wurde auch in religiöser Hinsicht sehr hoch eingeschätzt: Wenn man stark zweifelt, setzt man sich zumindest intensiv auseinander.
Do legst di nieda. Die Herren katholischen Religionspädagogen beatmen ihre bedauernswerten Zöglinge mit den irren Machwerken der Hochatheisten Camus und Sartre. Gut, Sartres L´Etre et la Néant hab ich mir damals auch reingezogen. Aber ich war in den siebziger Jahren, bitte schön, Anarchist, die hingegen waren Katholiken, Da erwarte ich doch eher die Lektüre von sagen wir mal, Aurelius Augustinus, wenns schon etwas hochgestochener sein soll,  und nicht ausgerechnet Religionsunterricht anhand der verschwurbelten Machwerke der Herren Sartre und Camus.

Das Interview ist dann auch noch in dem protestantischen Kampfblatt "Chrismon" unserer hochverehrten Frawe Margot K. erschienen. So blöd muß man erst mal sein. Ist man aber wohl, wenn man den Glaubensverhinderungsunterricht an einer katholischen Eliteschule der 70iger Jahre durchlitten hat. Wie mir überhaupt scheint, daß der sicherste Weg zum Glaubensabfall der Besuch des katholischen Religionsunterrichts ist.

Die Lutherrose mag ich, so wenig ich auch von M.L. als Theologen halte.

Montag, 30. August 2010

Besser es gibt Skandal ...



als daß die Wahrheit zu kurz kommt. Dieser Spruch soll angeblich auf Gregor den Großen zurückgehen. Ein weises Wort. Wir können annehmen, daß Gregory the Great von dem, was man heute so political Correctness nennt, nicht viel hielt.

Ob Sarrazin nun Skandal oder Krawall machen wollte mit seinen Thesen ist mir nicht so ganz klar. Dem Krawalligen bin ich ja nicht so ganz abgeneigt. Und schließlich gehörte die gezielte Regelverletzung ja zu den einst sehr erfolgreichen Techniken derer - die hier besser unerwähnt bleiben, aber ihr wisst schon, wen ich meine. Ich werde mir DAS BUCH jedenfalls besorgen. Vor allem weil ich nicht glaube, daß man auf 464 Seiten einfach nur Krawall machen kann.

Daß sich die versammelte politische Klasse von Merkel bis Kramer, von Gabriel bis Ayyub Axel Köhler schröcklich über ein Buch echauffiert, das noch gar keiner gelesen hat, find ich höchst amüsant. Gehts noch dümmer? Nein. Kann man eigentlich noch deutlicher machen, daß es keineswegs um Sarrazins manchmal schrille Thesen, sondern um seine Themen geht?

Die wunderschöne Elfenbeinminiatur zeigt Gregor I, dem wir den gregorianischen Choral zu verdanken haben.    

Sonntag, 29. August 2010

29. August In Decollatione S. Joannis Baptistae


Jeden 29. August bietet sich die Gelegenheit, meine Sammlung katholischer Gruselbilder zu vermehren.

Lucas Cranach d.Ä. hat dieses Bild 1515 gemalt.

Kalter Hauch


Dieses Mal habe ich zum Forum Deutscher Katholiken gewagt. Veranstaltungsort ist wieder Fulda, und wird wohl auch in Zukunft Fulda bleiben. Es wird wohl kaum einen "katholischeren" Ort als Fulda geben, mit dem Grab des "Missionars der Deutschen" Bonifatius, mit einem weitgehend katholischen Umfeld und nach der Wiedervereinigung nicht mehr Zonenrandgebiet, sondern mittlerweile mitten in Deutschland, ICE-Anschluß inclusive.

Getagt wird in einem Tagungszentrum in Fulda mit angeschlossenem Hotel, nicht zu groß aber auch nicht zu klein für das Forum, zu dem sich mehr als tausend Personen angemeldet haben und ein Ensemble von Gruppen und Personen, deren Auswahl sich durch die Konzentration auf das Wesentliche und die Wesentlichen auszeichnet.

Gelockt hat mich auch die Erwartung, dort ein paar Aktivisten, Blogger und Leser der Blogozese zu finden. Elf waren es dann insgesamt, auch wenn wir sie nicht alle an einen Tisch bekommen haben.

Fulda ist mir nicht ganz fremd, Ende der 60er, Anfang der 70er trieb ich mich als Mitglied der Basisgruppe einer obskuren Organisation "Föderation Neue Linke FNL)"  in Fulda herum. Auf dem oben abgebildeten Schloßplatz störten wir 1969 einen Wahlkampfauftritt Kurt Georg Kiesingers. Kiesinger schien uns als ehemaliges NSDAP-Mitglied als der Repräsentant eines Staates, den wir mit wachsendem Ernst als "postfaschistisch" einstuften. Es gab fast eine Schlägerei, aber einige der jungen CDUler, die unseren Auftritt irgendwie interessant fanden, kamen später in unsere Versammlungshöhle.

Die FNL lief bald auseinander, aber aus ihr rekrutierte sich die wohl blutrünstigste und gewalttätigste Organisation, die die Revolte hervorgebracht hat: die "Revolutionären Zellen." Nur wenige Jahre nach unserer Aktion beteiligte sich einer der jungen Männer, mit denen ich an dieser Anti-Kiesinger-Aktion beteiligt war, an der berüchtigten "Operation Entebbe". Wilfried (Bonifatius) Böse kam bei dieser Aktion ums Leben. Bonifaz hatte sich bei der Aktion an der Selektion jüdischer und isaraelischer Geiseln beteiligt.

Gestern zog ich mit einer vom Forum organisierten Eucharistischen Prozession an diesem Ort vorbei. Es war kalt. Es gab Anlaß, noch ein bißchen mehr zu beten, als gewöhnlich.

Freitag, 27. August 2010

Forum - Treffen


Wenn ich das recht sehe, sind etwa  zehn Blogozesianer beim Forum Deutscher Katholiken anwesend. Dorothea hat am Samstag um 14 Uhr - da gibt es eine kleine Pause - einen Tisch reserviert im "Rustico" (kleine Kneipe im Kongreßzentrum).  Wäre schön, wenn ein paar kommen. Man sieht sich ja sonst nie.

Dienstag, 24. August 2010

Los Wochos: Die Frollein


Oui mon générale, Lesebefehl erfüllt. Und ich möchte auch gerne was über die virgines consecratae schreiben. Vor allem eine, die meine liebste virgo consecrata war: die Frollein. Den Titel werden jüngere wahrscheinlich kaum kennen, aber für einen Schüler der 50er, der die Volksschule besuchte (heute heißt das so schrecklich lahmarschig: Grundschule) war es selbstverständlich, die Lehrerin, die uns unterrichtete war eine Frollein. Und sie konnte sehr böse werden, wenn man sie mit "Frau" ansprach, 

Erst später entdeckte eine sogenannte Frauenbewegung, daß die Anrede "Fräulein" (nun, Frollein ist eigentlich ein ganz anderer Titel) frauendiskriminierend sei, denn es gäbe ja schließlich kein männliches Pendant, das "Herrlein". Das hätte man ja schaffen können, wie das scheußliche, grammatikalisch einfach irre Binnen-I, statt das Frollein abzuschaffen. Aber die Abschaffung des Frollein hatte einen ganz bestimmten Grund. Es ging darum, eine Lebensform zu vernichten, in der Tat und im Wort: die zölibatär lebende Frau, die stolz darauf ist, ein Frollein zu sein.

Tatsächlich waren noch in den fünziger Jahren viele der vor allem an Volksschulen unterrichtenden Frauen, Frauen, die sich selbst zur Einhaltung des Zölibats verpflichtet hatten, oder gesetzlich noch bis in die fünfziger Jahre zum Zölibat verpflichtet waren. Seit 1880 galt das Lehrerinnenzölibat als gesetzliche Norm, abgeschafft wurde es - gegen das Votum der Lehrerinnenverbände - durch die Weimarer Verfassung, um kurz darauf durch einfaches Gesetz wieder eingeführt zu werden. Selbst bis in die fünziger Jahre galt in einzelnen Bundesländern noch das Lehrerinnenzölibat. Eine Lehrerin, die heiratete, verlor ihren Job. Frauendiskriminierend?

Nun als Kinder hörten wird das Getuschel, daß diese Lehrerinnen ja sowieso welche waren, die "keinen abgekriegt hatten", oder die ihre Männer im Krieg verloren hatten, keine Stolzen, die sich für diese Lebensform selbstbewußt entschieden hatten, sondern die Verliererinnen im Geschlechterkampf, die sich dann eben, statt ihrer "eigentlichen Bestimmung" als Frau und Mutter - heutigenfalls als Karrierefrau - für die Arbeit als Lehrerin oder Diakonissin entschieden.

Aber so war es nicht. Diese Frauen hatten sich aus eigenem freien Willen entschieden, so zu leben, wie sie lebten. Über Diakonissinen, über "Phoebe einsame Schwestern" habe ich ja schon geschrieben, und über die stolze und selbstbewußte Selbstbehauptung moderner Diakonissinnen.

Was für Diakonissen galt - die evangelischen Schwestern der katholischen Nonnenorden - galt aber auch für Lehrerinnen. Sie wollten so leben, wie sie lebten. Sie waren der festen Überzeugung, daß eine gute Lehrerin sich ihrem Beruf - ihren Kindern - ganz und ungeteilt widmen sollten.
„Die Lehrerin - wie wir sie gewünscht und erzogen haben - soll sich mit ganzer Kraft ihrem Beruf widmen. Sie soll ausscheiden aus dem Beruf, wenn sie erkennt, daß sie in die Ehe eintreten und einen anderen hochwertigen Beruf ergreifen soll. Sie soll, solange sie in der Schule steht, ungeteilt sein. Und sie soll aus diesem Erleben heraus die Fähigkeit haben, den Lehrberuf auch als Lebensberuf zu sehen, sich ihm für immer zu weihen, und sie kann das um so mehr, wenn sie in der katholischen Kirche steht, die ihr in der Lehre von der gottgeweihten Jungfräulichkeit einen herrlichen Fingerzeig, ja eine Verklärung für diese Ganzheitsaufgabe des Berufes gibt. Es ist eine soziale Tat unseres Vereins, wenn er von seinen Mitgliedern erwartet, daß gerade sie, die Volkserzieherinnen, nicht Ehe und Schuldienst miteinander verbinden. Sie sollen vorleben, was sie als soziale Entwicklung erwarten: die Wiedergewinnung der Frau ungeteilt für Familie… Unser Ideal ist die Verbindung christlicher Jungfräulichkeit mit dem Lehrerinnenideal. Die ist in einer Zeit, wo ein heiliger Radikalismus dem Radikalismus der Gottlosen gegenübergestellt werden muß, so zeitgemäß wie je“
So Maria Johanna Schmitz, Vorsitzende der Vereins katholischer deutscher Lehrerinnen von 1916 bis 1953. Der heilige Radikalismus muß dem Radikalismus der Gottlosen gegenübergestellt werden. Genau deshalb bekämpfen sie das Zölibat. Weil sie genau das ahnen, daß es kaum ein wirksameres, kaum ein mächtigeres, kaum ein eindrucksvolleres Signal des heiligen Radikalismus gibt, als das Zölibat.

Später begegnete mir dann noch ein anderer Zolibatär und Pädagoge, der die Reformdiskussion der 60er Jahre nicht nur in Italien prägte, wie kein anderer: Don Lorenzo Milani, Priester und Lehrer der Dorfschule von Barbiana. Das wundervolle Buch seiner Schüler, darüber, wie Schule sein sollte, las ich vor jetzt mehr als 40 Jahren, es erschien im Rotbuch-Verlag und wurde hier als revolutionäres Werk rezipiert. Daß die Schüler von Barbiana ganz selbstverständlich das Zölibat für Lehrer forderten, überlasen wir damals ganz einfach. Ein schwerer Fehler. 

Maria und Lorenzo hätten sich wahrscheinlich sehr gut verstanden. Und wir hatten nicht wirklich verstanden, was der Heilige Radikale Don Lorenzo Milani wirklich wollte. 

Ich frage mich, warum ich bei meinen Schulfotos eigentlich immer ganz vorne links sitze. Ich habe da einen Verdacht.

Sonntag, 22. August 2010

Salve Regina III



In klassisch. Wer Mezzosopran und Scarlatti mag.

Salve Regina II



Musikalisch gefällt mir das Salve Regina in der feierlichen Form natürlich am besten.

Herzlichen Glückwunsch zum Namenstag, Regina!



Weil ich heute nur meinen Schott, DEN SCHOTT, dabei hatte, ist mir entgangen, daß wir heute das Fest "Maria, Königin des Himmels" feiern. So daß ich mich mit Regina gestritten habe, ob heute WIRKLICH ihr Namenstag ist.

Das Fest war früher schlicht der Oktavtag von Mariä Himmelfahrt, dann seit 1954 Fest des Unbefleckten Herzens der allerseligsten Jungfrau Maria (Festum Immaculati Cordis B.M.V.) schließlich seit 1969 das Fest Maria Regina. Wie auf diesem Blog ja des öfteren zu lesen, ist nicht alles schlecht, was die 67er/68er/69er hervorgebracht haben.

Die Kirche verspricht einen Teilablaß jedem Gläubigen, der das Salve Regina betet. Ob das auch für Whoopie Goldbergs Version gilt, weiß ich nicht so genau. Ich ziehe die gregorianische Fassung eigentlich ja vor, obwohl (Sister Act gehört zu meinen Lieblingsfilmen, auch wenns mich öfter gruselt, und ich ein gewisses Verständnis für die Äbtissin hege).

Los Wochos! ADHS-freie Zone


Bekanntlich hat Elsa zur Aktion Los Wochos aus gerufen. Wo wir alle jetzt mal endlich tabufrei über Sex reden dürfen. Wo wir das doch so lange vermissen mußten. Reden wir endlich, endlich tabufrei über SEX. 

Z.B. über die Krankheit ADHS, die übrigens fast ausschließlich Jungen befällt, also eine SEX-Krankheit ist. Ich meinerseits konnte noch in ADHS-freien Zeiten aufwachsen (ich bin der kleine Junge der dritte von links ganz vorne, der mit den abstehenden Ohren, aber die haben sich ausgewachsen, ehrlich). Das Zappelphilipp-Syndrom war keines, ich glaube, daß man rabaukenhafte Jungs mit überströmendem Bewegungsdrang für ziemlich normal hielt.

Mädchen waren hingegen brav und fleißig, sie trugen Zöpfe und Strickjäckchen von Oma. 


Süß nicht? Mädchen spielten Krankenschwester oder Vater, Mutter und Kind, und auf dem Schulhof so ein komisches Hüpfspiel, das ich noch immer nicht richtig verstanden habe.

Jungs spielten vorwiegend AndereJungsVerhauen (die üblichen Spiele wie Klicker, Landgewinnen, Reiterspiele, Räuber- und Gendarm endete meist mit dem Spiel AndereJungsVerhauen)

Mädchen trugen Kleidchen und hatten lange Haare, Jungs trugen Lederhosen und hatten kurze Haare.

Die Koedukation wurde in den 50er in den Grundschulen, Ende der 60er in den Gymnasien eingeführt.

Mittlerweile kennen wir die Krankheit ADHS. Sie drückt sich bei Jungen im sogenannten Zappelphilipp-Syndrom aus. Die Diagnose betrifft drei- bis neunmal häufiger Jungen als Mädchen, bei Jungen wird in der Regel Hyperaktivität diagnostiziert, bei Mädchen "Verträumtheit". Ist es nicht vielleicht ganz schlicht und einfach so, daß wir verlernt haben, daß sich nun einmal Mädchen anders verhalten als Jungen? Inzwischen ist eine Studie aus den USA bekannt geworden, die ergibt, daß jede vierte Diagnose schlicht falsch ist. Eine Million Fehldiagnosen soll es geben. Und in Deutschland hat sich in den letzten Jahren die Zahl der Diagnosen um 60% erhöht.

Ein Fest für die Pharmaindustrie. Die Produzenten von Ritalin werden sich eine goldene Nase verdient haben.

Ich halte das Krankheitsbild für eine Sex-Krankheit.  Die amerikanische Studie zeigt, daß man schlicht völlig normales kindliches Verhalten als Krankheit diagnostiziert hat. Kleine Jungen leiden gewissermaßen von Natur aus unter ADHS. Weil sie sich nicht in das androgyn normierte Verhaltensbild einfügen, das man in unserer gendergemainstreamten Gesellschaft für die Norm hält.

Dienstag, 17. August 2010

Völlig losgelöst: Das Urteil des BVerfG zum Erbrecht homosexueller Lebenspartner

Wer Urteile höchster deutscher Gerichte aus den fünfziger Jahren vergleicht mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts dieser Tage, kann meinen, die Stimmen der Gerichte zweier unterschiedlicher Planeten zu hören. Die Rechtsprechung der frühen, noch von der Wiederentdeckung des Naturrechts geprägten Jahre der Bundesrepublik schämte sich nicht, sich ausdrücklich auf die jüdisch-christliche, (und griechisch-römische) Rechtstradition zu berufen.

"Der herrschenden, von der christlichen Sittenlehre her bestimmten Kulturanschauung über Wesen und Persönlichkeit des Menschen widerspricht es, den für die Erhaltung von Sachwerten angemessenen Grundsatz des kleineren Übels anzuwenden und den rechtlichen Unwert der Tat nach dem sozialen Gesamtergebnis abzuwägen, wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen." So heißt es etwa im berühmten Euthanasieurteil des BGH aus dem Jahre 1952, das Robert Spaeman als Einstieg für einen Vortrag über die "Schlechte Lehre vom guten Zweck" nutzt. Die herrschende, von der christlichen Sittenlehre bestimmte Kulturanschauung über Wesen und Persönlichkeit des Menschen. Lang ist her.

Dieses Urteil ist jedenfalls keineswegs von  der christlichen Sittenlehre Kulturanschauung über Wesen und Persönlichkeit des Menschen bestimmt:
Wie die Ehe ist die eingetragene Lebenspartnerschaft auf Dauer angelegt, rechtlich verfestigt und begründet eine gegenseitigeUnterhalts- und Einstandspflicht. Die Ungleichbehandlung ist auch nicht dadurch legitimiert, dass grundsätzlich nur aus einer Ehe gemeinsame Kinder hervorgehen können und der Gesetzgeber unter Anknüpfung an das Familienprinzip eine möglichst ungeschmälerte Erhaltung kleiner und mittlerer Vermögen in der Generationenfolge erhalten möchte. In ihrer Eignung als Ausgangspunkt der Generationenfolge unterscheidet sich die Ehe zwar grundsätzlich von der Lebenspartnerschaft, da aus der Beziehung gleichgeschlechtlicher Paare grundsätzlich keine gemeinsamen Kinder hervorgehen können. Dieser Gesichtspunkt kann jedoch nicht als Grundlage einer unterschiedlichen Behandlung von Ehegatten und Lebenspartnern herangezogen werden, da er in der gesetzlichen Regelung nicht hinreichend umgesetzt ist. Denn das geltende Recht macht - im Unterschied zu früheren Regelungen - die Privilegierung der Ehe bzw. die Höhe des Freibetrags für Ehegatten gerade nicht vom Vorhandensein gemeinsamer Kinder abhängig.
So what. Befassen wir uns zunächst mit den Konsequenzen. Auch wenn nicht alle Ehe mit Kindern gesegnet sind, so sind es doch lediglich trotz allen wohlfeilen Geredes über alternative Lebensformen nur sehr wenige Ehen, die dauerhaft kinderlos bleiben, um die 15 % mehr oder weniger so viel wie seit eh´und jeh´. Nicht allen Eheleuten wird ihr Kinderwunsch erfüllt, wie wir Christen ja aus der Bibel wissen. Deshalb nun nur mit Kindern gesegnete Familien gewissen steuerrechtliche Privilegien zuzugestehen, hat der Gesetzgeber bewußt  unterlassen, um nicht differenzieren zu müssen zwischen noch nicht, nicht mehr, unfreiwillig nicht oder freiwillig nicht mit Kinder gesegneten Ehen. Ein bißchen verallgemeinern wird man als Gesetzgeber  noch dürfen, jedenfalls nach der Rechtsprechung früherer, längst vergangener Jahre. Es ist nun aber logisch wie juridisch schlichtweg bizarr, Ehen zwischen einem Mann und einer Frau, die in der Regel mit Kindern gesegnet sind, und homosexuelle Partnerschaften, die in der Regel eben nicht mit Kindern gesegnet sind, über einen Kamm zu scheren.

Dies leuchtete dermalseinst jedem vernüftigen Menschen ein. Warum es heute selbst hochrangigen, studierten, promovierten und habilitierten Menschen nicht mehr einleuchtet, wäre einer eigenen Untersuchung wert. Sind es Giftstoffe im Leitungswasser des BVerfG? Strahlenangriffe von Außerirdischen auf die Hirnsubstanz höchster Richte in fern und nah? (Hirnverbrannte Urteile lesen wir ja auch von kalifornischen Richtern).

Oder ist es schlichter politischer Opportunismus, der vor allem Richter prägt, die ihre Stellung ja schlicht dem politischen Proporz zu verdanken haben? Oder Müdigkeit? Immerhin hat ja eine überstimmte Minderheit dermaleinst höchstrichterliche Bedenken gegen das Lebenspartnerschaftsgesetz geäußert.

Wahrscheinlich von allem etwas, Ich halte die These von den Strahlenangriffen Außerirdischer für die allerplausibelste.

Die von der christlichen Sittenlehre her bestimmte Kulturanschauung jedenfalls ist nicht mehr. Dekadent, im wahrsten Sinne des Wortes.

Montag, 16. August 2010

Ich weiß ja nicht ...


ob man sich für das Kräutersammeln für Mariä Himmelfahrt nicht wenigstens einen ganz kleinen Ablaß verdient. Jedenfalls hole ich mir jedes Jahr einen Sonnenstich, wahlweise nasse Füsse, stets verzerrte Knöchel (die Königskerze, ein absolutes must, wächst mit Vorliebe auf unwegsamen Trümmergrundstücken die um der Volksgesundheit willen mit "Betreten verboten"-Schildern versehen sind), Oregano (Dost) wächst mit Vorliebe in der Nähe von Brennesseln der brutalen Sorte etc. Also heißt Mariä Himmelfahrt Brennesselquaddeln, Kratzer, Zerrungen, Rückenschmerzen, Schnupfen, Husten, Heiserkeit, notabene Sonnenbrand und Sonnenstich. Allein das Hantieren mit einem rasiermesserscharfen Kräutersammelmesser könnte schon Anlaß sein für eine Verbotsinitiative der bayerischen ödp.

Dieses Jahr gabs zwölf Kräuter: Königskerze (Husten, Bronchitis), Weidenröschen (bei Verdauungsbeschwerden und Durchfall), Rainfarn (Rheumatismus, Wurmbefall), Pfefferminze (Nervosität, Schlaflosigkeit, Krämpfe, Schwindel, Husten, Migräne, Verdauungsschwäche), Beifuß (Gallenbeschwerden, Appetitmangel), Riesen-Goldrute (harntreibend), Oregano (Husten, Schnupfen, Heiserkeit), Wasserdost (Leberschwellungen, Rheuma, Erkältung), Johanniskraut (Depressionen, Lungen- und Harnwegserkrankungen, Wunden, Brandwunden), Gemeines Leinkraut (Blutreinigung, Diureticum), Wegwarte (verdauungsfördernd, diuretisch, galletreibend, aus den Wurzeln wird der gefürchtete Kaffee-Ersatz hergestellt).

Der Strauß wurde diesmal im geweihten Zustand abgelichtet, ich finde, daß  ein gewisses inneres Leuchten festzustellen ist.

Sonntag, 15. August 2010

And again: Girl Altar Boys


Lucetta Scaraffias Artikel im Osservatore Romano, in dem sie die Zulassung weiblicher Ministranten im Jahre 1994 als Errungenschaft im Sinne der "Gleichheit" von Frau und Mann bejubelt, und behauptet, Frauen habe man nicht zum Altardienst zugelassen, weil sie als "unrein" gegolten hätten, ist nicht nur mir sauer aufgestoßen. Der Artikel hat offenbar weite Wellen geschlagen, bis über den Großen Teich.

Wer italienisch versteht, kann hier nachlesen, daß die Berichte durchaus keine Ente sind.
Per le ragazze entrare nello spazio dell'altare ha significato la fine di ogni attribuzione di impurità al loro sesso, ha significato la possibilità di vivere anch'esse questa esperienza formativa di straordinaria importanza nell'educazione religiosa, ha significato un'attenzione diversa alla liturgia e un avvicinamento alla fede nell'accostarsi al suo stesso cuore.
"la fine di ogni attribuzione di impurità al loro sesso" das ist offenbar ganz, ganz ernst gemeint.

Nun hat ein Kommentator zu diesem Post auf meinem Blog gemeint, es gebe schließlich keine Statistik über die jungen Frauen, die über den Dienst als - wie es im englischen mittlerweile politically correct in inclusive language heißt - altar server zu ihrer Berufung zum geweihten Leben gefunden haben.

Nun diese Statistik gibt es. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß vor ihrer Zulassung als - bleiben wir bei der political correctness, weil sie so schön doof ist - altar server die Zahl der Berufungen junger Frauen weit höher war als danach. Die Zahl der Nonnen in Deutschland ist allein von 1991 bis 2008 von 43.474 auf 22.995 gesunken. 2008 waren 83 % der Nonnen über 65 Jahre alt. Geht man davon aus, daß die meisten Menschen ihre Berufung in jungen Jahren, so um die 25 oder jünger erfahren, haben diese 83 % wohl ihre Berufung in vorkonziliaren Zeiten angenommen. Der Einbruch erfolgte also genau zu dem Zeitpunkt in den 60er, zu dem man in Deutschland mit der Zulassung von Ministrantinnen anfing zu "experimentieren". Ein Zufall? Nein, gewiß nicht. Denn die feministische Revolution hat nicht nur zu einer Verunsicherung der männlichen Rollenbilder geführt, sondern noch viel mehr zur Verunsicherung der weiblichen.

Das alte Bild stellt die sieben Weihestufen auf dem Weg der priesterlichen Berufung dar, Ostiarier, Lektor, Exorzist, Acolyth, Subdiakon, Diakon, Priester. Von diesen sieben Stufen hat die Revolution bereits fünf erobert, die nächste Stufe hat die kfd stets fest im Blick.

Introitus zum 15. August



(Apoc. 12,1)
Et signum magnum apparuit in caelo: mulier amicta sole, et luna sub pedibus eius, et super caput eius corona stellarum duodecim;
(Ps. 67,1)
Cantate Domino Canticum novum; quia mirabilia fecit.
Gloria Patri.

Samstag, 14. August 2010

Officium Parvum B.M.V., Laudes



Der zweite Teil des Quem Terra dient als Hymnus der Laudes.

An der Übersetzung bin ich gescheitert. Mittelalterliches Dichter-Latein zu übersetzen, ist echt eine Qual. Kann mich jemand unterstützen?

Officium Parvum B.M.V., Matutin



Liebfrauen heißt die Gemeinde, der ich angehöre. Und heute ist unser Patrozinium (Frage an die Spezialisten: müßte es in diesem Fall nicht Matrozinium heißen? Ist ja nur so eine Frage.)

Die Matutin des Officium Parvum hat  das "Quem terra, pontus, sidera" (notabene aethera) als Hymnus, ebenso das Breviarium Romanum. Die Version mit "aethera" scheint die ältere zu sein. Der Hymnus wird im allgemeinen dem Dichter Venantius Fortunatus. zugeschrieben.

Den Erde, Seen und Lüfte,
Preisen, rühmen, anbeten
Der beherrscht ihr dreifach Element
Den trägt Mariens Leib

Dem Mond, die Sonn´, das All
Allezeit eifrig dienen,
Den trägt eines Mädchens Eingeweid,
Voller himmlischer Gnade

Seligste Mutter, Gnadenschatz,
Dein allerhöchster Schöpfer
Dessen Hand hält Himmel und Erd´
In Deinem Leib, wie in der Lade liegt

Gesegnet durch des Himmels Bot´
Gesegnet durch den Heilgen Geist
Den alle Völker ersehnten
wurd durch Dich als Mensch geboren

Jesus, Dir sei Ehre,
Der durch die Jungfrau geboren,
Und dem Vater und dem Nährer-Geist,
In aller Ewigkeit.

Osservatore goes Cafeteria


Wenn ich Artikel wie diesen lese, überkommt mich ein ganz mulmiges Gefühl. Es läßt sich schwer beschreiben. Vielleicht geht es ja mit einer Filmszene. Colonel Jack O´Neill verliert sein Kind, weil seine geladene und ungesicherte Pistole in die Hände seines Sohnes gerät. Die Szene wird nur beschrieben, aber jeder kann sie sich vorstellen.

So ähnlich geht´s mir, wenn ich sehe, daß meine lieben, braven Mitkatholiken naiv mit den ideologischen Phrasen der 60/70er "Emanzipationsbewegung" hantieren. Vorsicht! Die Waffe ist geladen! Hände weg! Todesgefahr!

Ist vielleicht für Menschen, die nicht zur Szene der Ex-Anarchos gehören, wenig einsichtig und "zu weit hergeholt". Aber so funktionieren eben meine Apo-Opa-Synapsen. Vielleicht kann ich mich mit einem kleinen Trick verständlich machen:
Die Zulassung von Priesterinnen zum Altardienst habe eine bestehende Ungleichheit abgeschafft und Frauen den Dienst am Geheimnis der Eucharistie – dem Kern des katholischen Glaubens – ermöglicht. Das schreibt die italienische Journalistin und Historikerin Lucetta Scaraffia in einem Artikel im „L’Osservatore Romano“.
Frauen nur deshalb nicht zum Altardienst zuzulassen, weil sie weiblich sind, sei eine schwere Ungleichheit innerhalb der katholischen Erziehung gewesen. Die .... vom Vatikan erteilte Erlaubnis habe für die Frauen bedeutet, eine Barriere zu überwinden. Gleichzeitig sei damit die Idee, sie wären aufgrund ihres Geschlechts unrein, endgültig überwunden worden, schreibt Scaraffia.
Lucetta Scaraffia spricht hier nun nicht von Priesterinnen, sondern "nur" von Ministrantinnen. Aber sie benutzt Formeln der "Befreiungsbewegungen" der 60er. Es geht um "Gleichheit" und die immer wieder von feministischer Seite aufgestellte - unzutreffende - Behauptung, Frauen seien deshalb nicht zum Altardienst zugelassen, weil die Kirche sie als unrein einstufe. Das ist O-Ton der Womynpriest-Bewegung. Und ein Lieblingsthema des Cafeteria-Catholicism.

Die Kategorien rein und unrein spielen in der  katholischen Theologie keine wirkliche Rolle, auch wenn das so wunderbar in den Kontext der Frauendiskriminierung paßt, Christi Botschaft beinhaltet vielmehr gerade die Überwindung dieser Kategorien, die das Judentum so nachhaltig geprägt haben. Mikwen für christliche Frauen gibt es nicht. Rituelle Waschungen menstruierender Frauen entfallen.

Nun sind Ministrantinnen ja keine Priesterinnen. Dennoch muß man den Dienst von Ministrantinnen nach wie vor als nicht eindeutig "erlaubt" ansehen. Die Behauptung Scaraffias, 1994 sei die Zulassung vom Ministrantinnen "vom Vatikan erlaubt" worden, ist so nicht richtig. Der einschlägige Text der Gottesdienstkongregation von 1994 macht vielmehr deutlich, daß die Kongregation die Zulassung von Ministrantinnen zwar in Einzelfällen zuläßt, sie aber keineswegs gutheißt. So daß der Wortlaut des Artikels im "Osservatore" der von der Gottesdienstkongration gebilligten Auslegung des Can. 230 Abs. II c.i.c. widerspricht. Auch Can. 230 hält im übrigen daran fest, daß der Altardienst grundsätzlich männlichen Akolythen vorbehalten ist.
Can. 230 — § 1. Männliche Laien, die das Alter und die Begabung haben, die durch Dekret der Bischofskonferenz dafür bestimmt sind, können durch den vorgeschriebenen liturgischen Ritus für die Dienste des Lektors und des Akolythen auf Dauer bestellt werden, die Übertragung dieser Dienste gewährt ihnen jedoch nicht das Recht auf Unterhalt oder Vergütung von seiten der Kirche.
§ 2. Laien können aufgrund einer zeitlich begrenzten Beauftragung bei liturgischen Handlungen die Aufgabe des Lektors erfüllen, ebenso können alle Laien die Aufgaben des Kommentators, des Kantors oder andere Aufgaben nach Maßgabe des Rechtes wahrnehmen.

§ 3. Wo es ein Bedarf der Kirche nahelegt, weil für diese Dienste Beauftragte nicht zur Verfügung stehen, können auch Laien, selbst wenn sie nicht Lektoren oder Akolythen sind, nach Maßgabe der Rechtsvorschriften bestimmte Aufgaben derselben erfüllen, nämlich den Dienst am Wort, die Leitung liturgischer Gebete, die Spendung der Taufe und die Austeilung der heiligen Kommunion.
Es ist zunächst festzuhalten, daß der Dienst des Meßdieners dem Dienst des Akolythen entspricht, bei dem es sich ursprünglich bis zu diesem Konzil um eine der niederen Weihen  handelte. zuletzt eine der Weihestufen, die zum Amt des Priesters führten. Es ist weiter festzuhalten, daß der Dienst des hauptamtlichen Akolythen ausschließlich männlichen Personen vorbehalten ist. Es war nun die Frage, ob unter Laien im Sinne  des Abs. II auch weibliche Laien zu verstehen seien, der Dienst also auch von Frauen geleistet werden könne. Nach einem langwierigen Abstimmungsprozeß erklärte der Präfekt der Gottesdienstkongregation am 15. März 1994, daß Can 230 II c.i.c. so zu interpretieren sei:
  1. Canon 230 II hat einen permissiven und keinen regulativen Charakter: "Laici ... possunt". Aus diesem Grund kann die Erlaubnis (z.B. zum Altardienst von Frauen) die durch einige Bischöfe erteilt wird, keineswegs einen anderen Bischof binden. Tatsächlich liegt es in der Kompetenz jedes einzelnen Bischofs, und zwar begrenzt auf seine Diözese und nach Anhörung der Bischofskonferenz, sich ein sorgfältig begründetes Urteil über die notwendige Entscheidung zu bilden, mit Blick auf die geordnete Entwicklung des liturgischen Lebens in seiner eigenen Diözese.
  2. Der Heilige Stuhl respektiert die Entscheidung, die jeder einzelne Bischof aufgrund spezifischer örtlicher Gegebenheiten im Sinne von Can. 230 II getroffen hat. Gleichzeitig will der Heilige Stuhl aber daran erinnern, daß es sehr gute Gründe dafür gibt, der würdigen Tradition zu folgen, daß Jungen den Altardienst versehen. Es ist sehr wohl bekannt, daß dies zu einer beruhigenden Entwicklung bei den priesterlichen Berufungen geführt hat. Deshalb bleibt es eine Verpflichtung, solche (männlichen) Ministrantengruppen zu unterstützen.
  3. Wenn der Bischof in einigen Diözesen, auf Basis des Canon 230 II, aus bestimmten Gründen den Altardienst von Frauen erlaubt, muß diese Entscheidung den Christgläubigen im Lichte der zitierten Norm sorgfältig erklärt werden. Es soll dabei klargestellt werden, daß die Norm bereits allgemein angewandt wird, nämlich durch den Dienst von Frauen als Lektoren und dadurch, daß Frauen auch als Außerordentliche Kommunionspender eingesetzt werden dürfen sowie andere Funktionen ausüben, in Ausführung der Regelung des selben Canon 230 III.
  4. Es sei aber eindeutig klargestellt, daß die erwähnten liturgischen Dienste durch Laien "ex temporanea deputatione" nämlich aufgrund einer Entscheidung des Bischofs ausgeübt werden, ohne daß Laien, seien sie Männer oder Frauen, irgendeinen Anspruch auf die Ausübung dieser Dienste geltend machen können.
Als kleine Kritik eines pingeligen Juristen sei angemerkt, daß der Herr Präfekt in Ziffer 3. die Auslegungsregel des "a maiore ad minus" verletzt, indem er nämlich die in Abs. III zugelassene Ausnahme als Begründung für die weite Auslegung der in Abs. II normierten Regel nutzt.

Nun sind tatsächlich im progressiven Deutschland schon im Jahre 1965 "auf experimenteller Basis" weit vor dem Zeitpunkt einer verbindlichen Interpretation des erst im Jahre 1983 verabschiedeten Can 230 c.i.c. Meßdienerinnen eingesetzt worden. In Großstadtgemeinden ist der( männliche) Meßdiener fast schon eine Ausnahmeerscheinung geworden. In der Großstadtgemeinde, aus der ich in eine Landgemeinde umgezogen bin, wurden im vergangenen Jahr 11 Meßdienerinnen und nur ein einziger Meßdiener in ihren Dienst eingeführt.

Es war zu erwarten, daß junge Frauen in einer von Frauen dominierten Kirche (gibt es irgendeine Gemeinde, in der am Sonntag mehr Männer als Frauen den Gottesdienst besuchen?) sehr bald die jungen Männer dominieren. Mittlerweile liegt das Verhältnis weltweit, wie sich beim letzten Minstrantentreffen in Rom gezeigt hat, bei 60 zu 40 zugunsten der jungen Frauen.

Mir scheint, als drängten deshalb die jungen Frauen in ein Amt, daß nach wie vor "eigentlich"Männern vorbehalten ist, weil nichts verachtenswerter erscheint, als die "Rolle" einer Frau anzunehmen. Für junge Frauen gibt es keinerlei Angebote in der katholischen Kirche mehr, außer der, sich einer der nicht nur kryptofeministischen katholischen Frauenkampfbünde anzuschließen, deren vordringliches Ziel zu sein scheint, nach der - mit juristischen Tricks - eroberten Position des Girl Altar Boys als nächstes das Diakonat und als übernächstes das Frauenpriestertum zu erkämpfen.

Die "Zulassung" von Frauen zum Altardienst ist kirchenrechtlich ein höchst zwielichtiges Unternehmen, nicht geboren aus besserer Einsicht, sondern geboren aus blankem Opportunismus. Dieser Weg führt  in die Irre. Die frauliche "Eroberung" des Altardienst trocknet eine der Quellen für priesterliche Berufungen aus. Wer das nicht glaubt, sollte sich mit den Gemeinschaften beschäftigen, die weibliche Altardiener nicht kennen. Weder die Pius- noch die Petrusbruderschaft kennt das Phänomen des Priestermangels. Auch die Bischöfe, die den Altardienst für Frauen untersagt haben - wozu sie kirchenrechtlich befugt sind - haben dies aus gutem Grund getan, vor allem um der Priesterberufungen willen. Und sie haben recht behalten.

Zum Bild: Elisha gilt als erster Acolyt, Diener des Propheten Elija.

Mittwoch, 11. August 2010

Ad Vesperas etc.


Für Laien, die das Stundengebet sprechen oder singen wollen, empfehle ich, nachdem ich mich selbst jahrelang mit der Materie - muß ich schon so sagen - herumgeschlagen habe am ehesten das Officium Parvum B.M.V. Es ändert sich - was auch ein Nachteil sein mag - nicht jeden Tag im Text und in den Melodien, es gibt lediglich für den Advent, die Weihnachtszeit und die Osterzeit abweichende Antiphonen und entsprechende andere Psalmodien zu den gleichbleibenden Psalmen. Diese Einfachheit erklärt die große Beliebtheit des Officium Parvum seit der Renaissance bis in die Neuzeit.

Das Officium parvum war dabei keineswegs ein Gebet ausschließlich für die Laien, es wurden ebenso von Klerikern und Ordensangehörigen neben und zusätzlich zu dem Stundengebet gesungen. Wie weitverbreitet diese Praxis vor allem in Nordeuropa war, läßt sich an den alten Bauplänen der nordeuropäischen Kathedralen nachvollziehen. Fast alle Kathedralen und alle größeren Kirchen besaßen hinter dem Hauptaltar, also am weitesten östlich, gewissermaßen im Innnern des Mysteriums ein Marienkapelle, die vorwiegend der Zelebration des officium parvum diente.

Die Alternative besteht darin - so wie es Erzbischof Lefebvre für seine Bruderschaft angeregt hat, sich alltags auf die kleinen Horen Prim, Sext und Komplet zu beschränken. Aber auch da ändert sich der Text schon wesentlich häufiger, da er sich am Breviarium Romanum orientiert, noch häufiger ändern sich die Melodien. Aber das bleibt noch relativ übersichtlich. Hinzugefügt sind noch an Sonntagen die Laudes und die Vesper. Bei den Antiphonen zum Benedictus (Laudes) und zum Magnificat (Vesper) muß das kleine Büchlein, das die Bruderschaft herausgibt, schon passen. Die ändern sich nämlich jeden Tag, so daß wieder ein Rückgriff auf das Brevier nötig ist, bzw. für den, der die Antiphon singen will, auf das Antiphonale.

Da bleibt es dann faktisch bei der Beschränkung auf die drei kleinen Horen Prim, Sext und Komplet, was eigentlich ganz sinnvoll ist. Jedenfalls ist all dies noch wesentlich unkomplizierter, dabei aber sinniger, als das sehr fleissig bearbeitete aber letztlich untaugliche Kleine Stundenbuch.

Es gibt leider derzeit keine brauchbare Ausgabe des officium parvum in deutscher Sprache, auch die englische Version des Baronius Verlags, auf die ich schon hingewiesen habe, hat ihre Macken. Aber wenn das Studengebet für  Laien wieder in Mode kommt, kommt vielleicht auch wieder eine brauchbare Fassung in deutscher Sprache. Wer meine Ansätze brauchbar findet, mag sich melden. Mit ein bißchen Ermunterung mach ich gerne weiter. Noch dankbarer wäre ich für sachkundige Kritik und  brauchbare Anregungen, wie es besser zu machen sei.

Als Anregung eine von Guillaume Dufay vertonte Fassung des Ave Maris Stella, das allabendlich zur Vesper des officium parvum gesungen wird.

There will be laughter ...


Die Gelegenheit mal wieder meinen Lieblingstrinkspruch zu zitieren:

'Wherever the catholic sun does shine,
There will be laughter and good red Wine,
At least I always found it so,
benedicamus domino." (Hillaire Belloc)

Jedenfalls hab ich mich selten so über einen Post amüsiert, wie über Alipus geniale Entwürfe für den Tag, an dem in der Kirche die Demokratie ausbricht. (Der Rechts- und Staatswissenschaftler würde korrekterweise von Ochlokratie sprechen).

Schade nur, daß das absolut beste, witzigste, liebevollst gestaltete (das aus ebendiesem Grund die poliitischen Präferenzen des Künstlers durchscheinen läßt) Plakat bei kath-net u.a. nicht wiedergegeben wird. 

Sonntag, 8. August 2010

Komplet


"Die Sonntagskomplet ist das ideale Gebet für die fromme Seele, Nach den Stürmen des Tages sucht der vierte Psalm die Seele zur Ruhe zu bringen. Dies ist die Zeit, um Halt zu sagen, des Tages Arbeit zu beenden, alles auszuschließen außer dem Einen, dem Gedanken an Gott. Dies ist die Zeit, um die Orientierung unser Lebens auf Gott hin zu erneuern. Dies ist die Zeit, um zurückzukommen, zur Rast in Gottes Frieden. Einmal mehr erkennen wir, daß uns die Welt betrügt mit sündigen Freuden, nichts als lauter Lügen und Nichtigkeiten, zerbrechlich wie schillernde Seifenblasen. Wir erkennen, daß nur wahre Frömmigkeit einen wirklichen Wert hat. Das Licht der Gnade Gottes erleuchtet die fromme Seele, tiefe Freude überflutet sie, Friede wohnt in ihrem Herzen, und die Hoffnung auf die ewige Heimat im Himmelreich ist der starke Anker in der See des Lebens.

Während der erste Psalm der Komplet im Ton Ruhe und Schutz vermittelt, ist Psalm 90 positiv und aktiv. Die Seele fühlt sich sicher unter Gottes schützenden Flügeln. Während um uns der Kampf tobt, ruht die Seele, tief verwurzelt im Vertrauen auf Gott. In der Mitte von Nacht und Schrecken weiß sie von Gottes Schutz. Dieser Psalm ist unübertroffen als Abendgebet. Dieser Psalm gibt uns die Gewissheit, daß wir sicher sind in Gottes Hand, und erneuert unser Vertrauen, daß wir als Kinder Gottes über alle unsere Feinde siegreich sein werden.

Der letzte Psalm macht uns zu Wächtern des Tempels, denen Schlaf verboten ist: "Ihr müßt wachen, die Welt braucht euer nächtliches Gebet, damit uns der Feind nicht überwältigt." Das Stundengebet ist unsere Waffe! " (Aus der Einleitung zur Sonntagskomplet (Officium Divinum, abridged for Use of the Laity, Angelus Press))

Das Bild stammt aus dem englischen Blog der Dominikaner.

Zwei Gräber


Heute las ich mit Erschrecken, daß das Grab Fritz Teufels geschändet wurde. Unbekannte haben die Urne ausgegraben und die Asche auf dem Friedhopf verstreut. Am Grab fand sich ein ominöser Zettel, angeblich mit dem Text "Menschenschänder" und "der Teufel ist tot". Über Fritz Teufel hab ich mir letztes Jahr Gedanken gemacht und darüber, ob Fritzes Aktionen denn nun wirklich immer so wahnsinnig lustig waren. Damals machte ich mir Gedanken, was Fritz Teufel, Ausgeburt der Hölle, denn so macht. Nun, er quälte sich dem Tod entgegen, litt unter Parkinson. Er starb am 7. Juli 2010.

Nichts finde ich gemeiner, als die Schändung des Grabes eines Toten. Nicht nur, weil er sich ja nicht wehren kann. Sondern weil in diesem Fall der Haß keine Grenze kennt, nicht einmal den Tod des Gehaßten. Nur wirklich abgrundtief böse Menschen sind zu einer solchen Untat in der Lage.

Dennoch werde ich Fritz nicht in mein Gebet einschließen. Fritz war bis kurz vor seinem Tod ein überzeugter Atheist. Etwas anderes habe ich bisher nicht gehört. Ich glaube nicht, daß Fritze dafür wäre.

Bei einem anderen Anarchen, zu dessen Fans ich als twen gehörte, Rio Reiser, bin ich mir da nicht so sicher. Rio, der Lead-Sänger der Band "Ton, Steine, Scherben" war zuletzt Mitglied der PDS. Die PDS ist bekanntlich Rechtsnachfolgerin der militant atheistischen SED. Aber Rios Wohnung lag im konservativ-lutheranischen Nordfriesland. Fresenhagen heißt der Ort. Und sein Grabstein zeigt die alten norddeutschen Symbole für Glaube, Hoffnung und Liebe; Kreuz, Anker und Herz.

Rio hat über sein Privatleben nicht in Talkshows geplaudert. Über seine religiösen Überzeugungen ist wenig bekannt. Daß die Scherben sich passenderweise mit Tarot-Karten abgaben, und daß einer ihrer Liedtexte auf das Tarot-Spiel anspielt, ist bekannt. Aber welche Bedeutung die Symbole auf seinem Grabstein haben, kann ja in Fresenhagen niemandem verborgen bleiben.

Samstag, 7. August 2010

Qui cantat, bis orat


@Elsa

Qui cantat, bis orat ist ein angebliches Zitat des großen Philosphen, Theologen und Dichters Aurelius Augstinus. So hat er es allerdings nie gesagt, das einzige Zitat, daß diesem angeblichen Ausspruch am nächsten kommt lautet:
Qui enim cantat laudem, non solum laudat, sed etiam hilariter laudat; qui cantat laudem, non solum cantat, sed et amat eum quem cantat. In laude confitentis est praedicatio, in cantico amantis affectio...
übersetzt:
Wer nämlich den Lobpreis singt, lobt und preist nicht nur, sondern preist voller Heiterkeit; wer den Lobpreis singt, singt nicht nur, sondern liebt auch den, dem er singt. im Lob des Bekenners und Gläubigen ist immer auch die Predigt, das öffentliche Bekenntnis, im Gesang des Liebenden ist die Sehnsucht nach dem Geliebten.
Daß also das (Stunden-)Gebet der Kirche zu singen sei, war den Betern früherer Zeiten ungemein wichtig. Ein gesprochenes Gebet war gewissermaßen nur ein halbes Gebet. Benedikt, der etwa ein Jahrhundert nach Augustinus das Gundgesetz seines Ordens schrieb, spricht in seiner Regel wie selbstverständlich davon, daß die Introiten, Psalmen, Antiphonen, Responsorien und Versikel gesungen werden. Seine Regel gab den damaligen Stand wieder, und regulierte die bis dahin übliche Praxis in einer Form, die bis in die revolutionären 60er des vergangenen Jahrhunderts für alle Orden, Kleriker, das Stundengebet betende Laien, verbindliche Richtschnur blieb.

Misst man nun das Neue Deutsche Stundenbuch an diesem Maß, nämlich das doppelt betet, wer singt, so singt der Neue Deutsche Beter gewissermaßen nur 1,5fach. Mir fiel das, nachdem ich mich Jahre mit dem "Kleinen Stundenbuch"und dem Deutschen Antiphonale abgemüht hatte, gewissermaßen blitzartig auf, als ich das erste Mal eine benediktinische Schola (der Benediktinerinnen der Abtei St. Hildegard) die Komplet singen hörte. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen (Oder man sollte vielleicht, um im Bilde zu bleiben, sagen, daß mir die Bohnen aus den Ohren fielen). Das, sagte mir meine Intuition, ist die wirkliche, die eigentliche, die ursprüngliche und auch die zukünftige Form des liturgischen Gebets.

Danach hab ich den lieben Nonnen erst einmal alles abgekauft, was zum Thema gregorianischer Choral im Buchladen zu haben war, das Kleine Stundenbuch, das für einige Jahre meine bestgehüteter Schatz war, ruht nun in einer stillen Ecke meines Bücherregals für die besten Bücher. Die allerbesten Bücher stehen aber nun in meinem Nachtschrank, und dazu gehört das wieder in einer sehr liebevoll gestalteten Ausgabe nachgedruckte Breviarium Romanum und das 1934 bei Desclee & Co erschienene Antiphonale Monasticum Pro Diurnis Horis, das ich bei den Schwestern gekauft habe. Ein Liber Usalis besitze ich in elektronischer Form.

Was den Unterschied ausmacht, will ich am Hymnus der Komplet erläutern.

Schon die Übersetzung zeigt, daß der Übersetzer nicht etwa nur mit der lateinischen Sprache gerungen hat, so lautet Vers 2 des Originals wie folgt:

Procul recédant sómnia,
Et nóctium phantásmata:
Hostémque nostrum cómprime,
Ne polluántur córpora.

In etwa wörtlich:

Ferne bleiben die Traumgebild´,
und Trug und Wahn der dunklen Nacht:
Den Feind, den Gleisner halte fern,
daß uns´ren Leib er nicht befleckt.

Das NeuDeuStuBu:

Hüllt Schlaf die müden Glieder ein,
laß uns in Dir geborgen sein,
und mach am Morgen uns bereit
zum Lobe Deiner Herrlichkeit.

Hübsch gereimt, aber nicht wirklich übersetzt, wir haben es hier offenkundig mit einer Neudichtung zu tun, in der, typisch deutschkatholisch, schwierige, für die niederschwellige Pastoral unserer Tage untaugliche Wörter wie Wahn, Feind, Befleckung fehlen. 

Das Neue Stundenbuch versucht, den Verlust an Text-Sinn dadurch wettzumachen, daß nunmehr eine Vielzahl von Hymnen, nämlich statt einer einzigen deren acht zur Auswahl stehen. Die Auswahl ist - nebenbei gesagt - sehr beachtlich. Doch den Verlust an Text-Tiefe kann das nicht wettmachen.  Das Ganze wird vielmehr nunmehr textlastig, statt - um zum Punkt zu kommen - auf den Choral zentriert.

Daß ein Hoher Festtag gefeiert wird, oder daß der Zyklus wechselt, drückt sich in der überkommenen Komplet durch eine andere Singweise des immer gleichen Hymnus aus. In dem Anhang zum für die Laien vereinfachten Stundenbuch der Piusbruderschaft finden sich 17 verschiedene Singweisen des Hymnus der Komplet für die Zeiten und Hochfeste des Jahres. Grundsätzlich sind die Weisen gegen unendlich, denn jeder Orden, jede katholische Gemeinschaft hat ihre eigenen, feierlichen Melodien. Mnemotechnisch gesehen, ein großer Vorteil, wer nicht lesen und schreiben konnte, und das konnten bis in unsere Tage die wenigsten, konnte mit weit weniger Mühe sich Text und Melodie einprägen.

Das Neue Stundenbuch kennt nur noch drei Singweise des Hymnus der Komplet, und diese drei sind grob vereinfacht. Der Hymnus ist nur noch syllabisch vertont, während sich in der überkommenen Singweise die Freude der Hochfeste oder der Festzeiten in komplexen, melismatischen Melodien ausdrückt.

Von anderen Vereinfachungen, dem Wegfall von Orationen, der Reduzierung der Zahl der Psalmen u.ä. ist hier nicht die Rede, insgesamt ist wohl mehr Text, aber weniger Einfachheit, und das in einem tieferen Sinn.
wie groß und tröstlich es ist, sich in seinem täglichen Beten Schulter an Schulter zu wissen mit Tausenden auf der Welt, die um die gleiche Zeit die gleichen Gebete sprechen .... wenn die Gebete, die wir sprechen, überall in der Welt zur gleichen Zeit (wenn auch in verschiedenen Sprachen) verrichtet werden, wird das Bewußtsein der Gemeinschaft vor Gott stärker. Es ist ja eine Gemeinschaft, die nicht nur nach links und rechts reicht: sie reicht auch nach rückwärts. So betet die Kirche durch die Jahrhunderte, ... 
heißt es im Vorwort zum Kleinen Stundenbuch. Aber genau diesem Anspruch wird das Stundenbuch eben nicht gerecht. Es sind nunmehr unterschiedliche Gebete, sie werden in unterschiedlichen Sprachen gesprochen, zu unterschiedlichen Zeiten und der Bruch mit der Tradition ist kaum zu unterschätzen. Es ist nicht mehr das eine "Te lucis ante terminum". Es ist eben nicht mehr das eine Stundengebet, daß eben trotz einiger künstlerischer Freiheiten, doch immer noch dasselbe war, das Benedikt in den Kapiteln 8 bis 20 seiner Regel verbindlich machte.

Das Bild zeigt meinen Lieblingsorden, die Francescani dell´Immacolata beim feierlichen Gesang der Tenebrae.

Mittwoch, 4. August 2010

Liturgisch-kalendarische Kakophonie


Elsa hat, angeregt durch einen sehr lesenswerten Vortrag des Sekretärs der Kommision "Ecclesia Dei" die berechtigte Frage gestellt, wie man sich in dem durch die nunmehr bestehende Konkurrenz zweier Kalender und zweier Riten eigentlich noch zurecht findet. Wie soll ein Laie das Stundengebet beten, wenn es doch sich widersprechende Kalender gibt, und wenn es nach der Liturgiereform des II. Vat. (es gibt auch eine nachkonziliare Liturgiereform, aber gemeint ist die in "Sacrosanctum Concilium" vorgenommen Umgestaltung des Stundengebet.) nunmehr drei verschiedene Psalterien, zwei verschiedene Stundenordnungen, dazu noch (bzw. wieder) das kleine Stundenbuch, alternativ das officium parvum B.M.V. gibt.

Wir haben nunmehr
  1. das überkommene Einwochenpsalterium, das die gesamten Psalmen, der benediktinischen Ordnung folgend, auf eine Woche verteilt.
  2. den hierzu alternativ existierenden Zweiwochenpsalter, 
  3. den vor allem für Laien gedachten Vierwochenpsalter, der die Lesungen der Psalmen auf vier Wochen verteilt.
  4. das kleine Stundenbuch, das lediglich Laudes, Vesper und Komplet enthält und auf dem Vierwochenpsalter beruht
  5. das große Stundenbuch, das das vollständige Programm, nämlich Laudes, Vesper, Terz, Sext, Non, Vesper, Komplet und Lesehore enthält.
  6. das nunmehr wieder zugelassene Breviarium, mit der bis zum II. Vat. geltenden Leseordnung Matutin, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Laudes und Vesper und dem entsprechenden Einwochenpsalter
  7. das Officium parvum Beatae Mariae Virginis.
Denn man tau, würde man in meiner Heimat sagen. Daß es überhaupt so etwas gibt, wie das Stundengebet, habe ich erst bei einem Aufenthalt in einem benediktinischen Kloster erfahren. Inspiriert habe ich nach gangbaren Wegen gesucht, wenigsten ein "kleines" Stundengebet zu finden, und bin zunächst auf das "Kleine Stundenbuch" gestoßen, daß ich bald frustriert zur Seite gelegt habe. Es handelt sich um eine reine Textausgabe, die Suche nach Melodien ist aufwendig und frustrierend, wer sich damit beschäftigt hat, wird wissen, daß der Gebrauch des Kleinen Stundenbuchs mit ständiger Blätterei verbunden ist. Die Kreativität der Liturgiereformer hat sich so richtig ausgetobt und den Ritus etwa dadurch, daß für die Komplet jeden Tag ein anderer Hymnus empfohlen wird, noch einmal verkompliziert.

Dazu kommen Übersetzungen, die mir die Haare zu Berge stehen lassen. So wird etwa das Responsorium der Komplet "In manus tuas domine, commendo spiritum meum", ein Text, der zu den letzten Worte Jesu am Kreuz gehört, übersetzt mit "Herr auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben."Leben statt Geist, Irgendein Dichter statt Worte des am Kreuz erhöhten Jesus Christus. Paßt so recht zu einer Kirchenkultur, die sich des Bekenntnisses zum Gekreuzigten schämt.

Vor der Reform, die ich nicht für eine solche halte, gab es für Laien Alternativen, die den Kontext des Gebetes der ganzen Kirche wahrten. So gibt es in den Schott-Meßbüchern eine verkürzte Fassung der Sonntagskomplet, die sich als Gebet für jeden Tag anbietet. Davor, und das illustriert das obige Bild, die eine Szene im Haushalt des Lord Chancellor Thomas Morus darstellt (Zeichner: Hans Holbein der Jüngere 1527) war das Officium Parvum Beatae Mariae Virignis das bevorzugte Gebet der Laien. Es fand sich im Stundenbuch, dem bis in die Renaissance meistverbreiteten Laiengebetbuch, von dem viele wunderschön illustrierte Exemplare exisitieren.

Diese kleine Fassung des Stundengebets existierte neben dem "großen" Stundengebet, diesem besonders an die Jungfrau Maria gerichtete Gebet waren in jeder Kathedrale eigene Kapellen und eigene Altäre gewidmet. Meistens im Osten, noch hinter dem Hauptaltar. Näheres auf meinem Zweitblog.

Ich habe mich bemüht, eine Fassung mit Noten ins Netz zu stellen. Komplett ist das nicht, bisher seh ich so recht kein Interesse. Aber vielleicht wächst es ja mit dem Interesse an der Alten Messe, die gewissermaßen umrahmt wird durch das Stundengebet der Kirche und ja, auch durch das Kleine Officium.

Weiteres zum officium parvum auch auf diesem blog unter dem label officium parvum BMV.

Bestimmt guckt wieder kein Schwein.

Literaturempfehlungen: Eine auf Laudes, Prim, Sext, Vesper und Komplet  (Sonntag) oder auf Prim Sext und Komplet verkürzte Fassung des Stundengebets ist bei Angelus-Press bei den böhsen Pius-brüdern zu haben. Ein kleines Büchlein mit dem officium parvum gibt es beim Baronius-Verlag. Und ein gegen Spenden zu bestellende sehr schöne Fassung der Komplet mit deutscher Übersetzung gibt es bei den Petrusbrüdern.

Sonntag, 1. August 2010

Who killed Kathinka ...


Dennis, Marina, Lidia, Christian, Anna, Clara, Marta, Svenja, Eike, Fenja, Elmar, Jian, Vanessa, Jan Willem, Kevin, Marje, Giulia, Clancie, Benedict?

Die Opfer der Deathparade von Duisburg haben Namen und Gesichter. Es sind vor allem junge Menschen, meist um die 20 Jahre, die ums Leben gekommen sind. Gestern fand die Trauerfeier in Duisburg statt unter Anwesenheit der Spitzenvertreter der politischen Klasse, die anschließend weitestgehend zur Tagesordnung überging. Guido Westerwelle, der wichtigste und einflußreichste Vertreter der Spaßgesellschaft in höchsten Regierungsämtern, reiste gleich ein paar Kilometer weiter, um an der Eröffnungsfeier der Gay Games in Köln teilzunehmen.

Zum Kotzen. Oder nicht? Nur die Springerpresse scheint sich ein bißchen darüber aufzuregen.

Die Sündenböcke sind gefunden, der eine - Veranstalter Rainer Schaller - wird um seine wirtschaftliche Existenz fürchten müssen, der andere - Oberbürgermeister Adolf Sauerland - wird sein Amt verlieren, für den Rest scheint es keinen Anlaß zum Nachdenken zu geben. Dabei ist es doch offenkundig so, daß niemand als der Spielverderber dastehen wollte, daß Sicherheitsbedenken bekannt waren, und in den Wind geschlagen wurden. Aber "man" wollte die Loveparade unbedingt haben. So sind sie eben, die Spielregeln der Spaßgesellschaft, wer sich ihr entgegenstellt, wird niedergewalzt.

Hatte Sauerland jemals eine Chance einfach "Nein" zu sagen? Sicher nicht. Politisch wäre ein Verbot der Parade für ihn das Aus gewesen. Ein Aufstand der "geilen Raver" hätte ihn hinweggefegt. Nun ist eben die Tatsache, daß er sie trotz Sicherheitsbedenken genehmigt hatte, das Aus.

Doch die Funktion des Sündenbocks ist es nun mal, daß der die Schuld des Volkes auf sich nimmt. Und symbolisch, beladen mit dieser Schuld, davongejagt wird.

Ich erinnere mich an einen Song meines meistgeliebten/meistgehassten Songwriters Bob Dylan "Who killed Davey Moore". Davey Moore war in den 60er Jahren bei einem Boxkampf buchstäblich totgeschlagen worden. Bob Dylan geht die Liste der Veranwortlichen durch, und vergißt dabei nicht das "Volk".

Who killed Davey Moore
Why an’ what’s the reason for?

“Not us,” says the angry crowd
Whose screams filled the arena loud
“It’s too bad he died that night
But we just like to see a fight
We didn’t mean for him t’ meet his death
We just meant to see some sweat
There ain’t nothing wrong in that
It wasn’t us that made him fall
No, you can’t blame us at all”

We just like to have a geile Party. Vielleicht schreibt da draußen ja mal einer ´nen Song?

In der Vielzahl von Robert Zimmermanns Gedichten findet sich auch ein netter Song zum Motto der Parade.

Love Is Just A Four-Letter Word

Das Bild ist von William Holmann Hunt "The Scapegoat"