1. Taylor Marshall hat sich dieser Tage die Frage gestellt, was denn nun makabrer sei, Halloween oder das Reformationsfest. Die Antwort sollte nicht schwer fallen.
2. Halten wir uns etwas bei dem Wort makaber auf. Unter meiner Rosenkranzsammlung finden sich drei ältere Rosenkränze die mit einem memento mori versehen sind. Auf einer Seite zeigt ein memento mori einen Totenschädel auf der anderen das Gesicht des mit einer Dornenkrone gemarterten Jesus. Ein makabres Sujet. Deshalb völlig außer Mode.
3. Das Wort makaber taucht zum ersten Mal in der Zeit des schwarzen Todes auf, im 14. Jahrhundert. Die Etymologie des Wortes ist nicht ganz eindeutig. Nach Meinung der Mehrheit der Sprachforscher leitet sich das Wort ab von dem lateinischen Maccabaeorum Chorea, dem Tanz der Maccabaeer.
4. Da dieser Blog ja auch von zarten Gemütern gelesen wird, hier nur ein link auf das im Wortsinn makaberste Kapitel der Bibel.
5. Die sieben makkabäischen Brüder werden, genauer gesagt wurden, von der Kirche als Märtyrer verehrt. Ihre Reliquien ruhen in der Kirche St. Petri zu den Ketten. Und mit dem Fest S. Petri ad Vincula (Petri Kettenfeier) am 1. August wurde auch der sieben makkabäischen Brüder und ihrer Mutter gedacht. Das Fest fiel der Kalenderreform zum Opfer. Seitdem ist die Kirche also nicht mehr makaber.
6. Bekanntlich begann die lutherische Opposition mit einer Polemik gegen die katholische Lehre über den Ablaß der Sündenstrafen. Heute am 31. Oktober vor 493 Jahren veröffentlichte Luther seine Thesen.
7. In der Folge distanzierte sich Luther auch von den damit verbundenen Lehren sowie der liturgischen Praxis der Anrufung der Heiligen, des Gebets für die Toten und der Verehrung der Märtyrer. Die Verehrung der sieben makkabäischen Märtyrer wird dem Reformator ein Dorn im Auge gewesen sein, wenn er auch ihr Beispiel lobt. Aber das 2. Buch der Makkabäer wollte Luther, wie er in der Vorrede zu 2. Makk erklärt, aus der Heiligen Schrift "herauswerfen". Er bringt dafür eher ästhetische Gründe, tatsächlich überwiegen die theologischen.
8. Noch heute finden sich 1. und 2. Makkabäer in protestantischen Bibeln, wenn überhaupt (in meiner Konfirmandenbibel fehlen sie) unter den "apokryphen", also den im Grunde häretischen Schriften. Im Falle 2. Makk. hat dies profunde theologische Gründe. 2. Makk. bestätigt, daß die Anrufung der Heiligen, das Gebet für die Toten, die Praxis der liturgischen Opfers für die Toten, die Verehrung der Märtyrer zur liturgischen Praxis der vorchristlichen Pharisäer gehörte. Heute scheint uns dies als typisch katholisch.
9. Daß Luther für seinen Thesen"anschlag" (der wohl so nie stattgefunden hat), den 31. Oktober, den Vorabend der beiden wichtigsten "makabren" Feste Allerheiligen und Allerseelen gewählt hat, wird kein Zufall gewesen sein. An diesen beiden Tagen konzentrierte sich, was Luther bekämpfte, die Heiligenverehrung wie die Fürbitte und das Opfer für die Toten. Luther waren diese Fest im Wortsinn zu makkaber.
10. Das Makabre an diesen drei Tagen, einschließlich des Gruselfests Halloween (All Hallow´s Eve(ning)) ist genuiner Ausdruck des katholischen Glaubens. Die kleinen Kinder, die sich mit Totenköpfen schmücken und als kleine Geister durch die Straßen ziehen, und die von uns ein kleines Opfer in Gestalt von ein paar Zuckerstücken fordern, handeln catholically correct, sie liegen richtiger als der christliche Politiker der gleich das ganze Christentum durch Halloween gefährdet sieht. Und dabei ganz nebenbei vergißt, daß Reformationsfest und Allerheiligenabend antagonistische Feste sind.
Das Bildchen stammt von einer von den amerikanischen Franziskanern betriebenen Website.