Mittwoch, 16. Februar 2011

Das F-Wort


Sich Gedanken darüber zu machen, was Christus wohl zur, sagen wir mal, Tobin-Steuer sagen würde, ist ein beliebter Sport bei den Geißlers unserer Tage. Das Ergebnis ist allerdings vorhersagbar. Natürlich würde Christus genau das sagen, was ATTAC-Mitglied Geißler, sagt, das er sagen würde.

Mich wundert, daß sich kaum jemand fragt, was Paulus sagen würde, vor allem was er zu denen sagen würde die sich explizit auf ihn berufen. Wie die Memokatholiken. Denn das Wort von der "Freiheitsbotschaft des Evangeliums" nimmt schließlich explizit Bezug auf Gal. 5,1. Im Wortlaut also Paulus statement zu Memo-F-
1 Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten! 2 Siehe, ich, Paulus, sage euch, dass Christus euch nichts nützen wird, wenn ihr euch beschneiden lasst. 3 Ich bezeuge aber noch einmal jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. 4 Ihr seid von Christus abgetrennt1, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen. ...
13 Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder. Nur gebraucht nicht die Freiheit als Anlass für das Fleisch, sondern dient einander durch die Liebe! 14 Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 15 Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet! 16 Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Begierde des Fleisches nicht erfüllen. 17 Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist auf, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt. 18 Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz. 19 Offenbar aber sind die Werke des Fleisches; es sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, 20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstsüchteleien, Zwistigkeiten, Parteiungen, 21 Neidereien, Trinkgelage, Völlereien und dergleichen. Von diesen sage ich euch im Voraus, so wie ich vorher sagte, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden. ...
 Daß Paulus nicht von Freiheit im modernen Sinne spricht, ist jedem Exegeten geläufig. Die Freiheit des Evangeliums ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Freiheit von dem Gesetz der Beschneidung. Die Memofreiheit hat mit dieser - paulinischen - Freiheit des Evangeliums rein gar nichts zu tun. Die Memofreiheit bedeutet die Freiheit von "römischer Bevormundung" (Handlungsfeld 1(ich kann mich nur schwer an diesen Theologenschraubsprech gewöhnen)), von priesterlicher Autoriät (HF2), von der Rechtsautorität der Kirche (HF3), von der moralischen Autorität der Kirche im Bereich der menschlichen Sexualität (Scheidung, Homosexualität, "sexuelle Befreiung" HF4) von "rigoroser Moral" (HF5), von der "traditionellen" Liturgie (HF6).

Eine katholische Kirche also ohne Papst, ohne Priester, ohne Recht, ohne Moral, ohne Sünder, ohne Liturgie. Die Unverfrorenheit, sich mit einem solchen Programm auf Paulus zu berufen, kann man eigentlich nur mit einem guten, alten, unübersetzbaren jiddischen Wort beschreiben: Chuzpe.

So wird die Freiheit des Evangeliums zum F-Wort.

Ich wußte gar nicht, daß das LKA-Nordrheinwestfalen mal von Michael Hesemann damit beauftragt wurde, ein Phantombild von Paulus herzustellen. Die Kriminaler waren fleißig und natürlich sehr professionell. Sie nutzen die frühesten bildlichen Darstellungen und Berichte von Augenzeugen, die zur Verfügung standen. Man könnte sich mit diesem Bild Paulus anläßlich der Pressekonferenz der apostolischen Bischofskonferenz zu den Münsteraner Häresien vorstellen. Ob er wohl einen Brief an die Münsteraner geschrieben hätte?

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