Samstag, 5. Februar 2011

Trau keiner Statistik ...


Nun haben wir es ja wieder aus allerhöchstberufenstem Munde, dem Munde von acht mit allerhöchsten politischen Ämtern bekleideten oder einstmals bekleideten katholischen Poltikern, sowie dem Munde von insgesamt 144 + katholischen Theologieprofessoren gehört: Wir haben einen Priestermangel und - die einzige Lösung des Problems ist die Aufhebung des Pflichtzölibats und die Ordination von Frauen. Aber glaubt wirklich jemand an diese These? Nun, selbst unser Papst hat im Jahre 1970 wenigstens angeregt, darüber nachzudenken ob die Aufhebung des Regelzölibats eine Lösung sein könnte. Inzwischen hat er nachgedacht. Das Ergebnis ist bekannt. 

Ich frage mich allerdings, ob von diesen acht Politikern und 144 Professoren auch nur ein einziger wirklich ernsthaft glaubt, die Beseitigung des Zölibats sei im Ernst eine Lösung des Problems zurückgehender Priesterzahlen. 

Die Überprüfung dieser These sollte nicht so schwer sein, schließlich haben wir doch seit fünfhundert Jahren ein religiöses Unternehmen, daß seit eh und je nicht etwa nur kein Zölibat für Pastoren kannte, sondern im Gegenteil im Bild des Ganzen Hauses das Vorbild der vorbildgebenden und somit kinderreichen Pfarrersfamilie pflegte. Was wenigsten solange den Pfarrernachwuchs sicherte, solange sich in den Pfarrhäusern nicht die Patchworkfamilien, die Mehrfachgeschiedenen und Wiederverheirateten, oder wie mittlerweile, die bischwulesbischen Partnerschaften breitmachten.

Zunächst zu den Verhältnissen in der katholischen Kirche. Im Jahre 2009 meldeten sich nur noch ganze 209 Kandidaten für die Ausbildung zum Priester. Das Studium ist hart und langwierig, im langjährigen Mittel scheitern etwa 50% in der Ausbildung, so daß wir im Jahre 2009 nur noch ganze 99 Neupriester begrüßen konnten. Ein Verlust von 80% gegenüber dem Jahr 1965, damals waren es noch 500 Neupriester. Der Hinweis, daß ja auch die Zahl der praktizierenden Katholiken drastisch geschrumpft sei, verfängt da nicht so ganz. Zwar ist die Quote der Gottesdienstbesucher in den letzten Jahren ebenfalls geschrumpft, und zwar im Zeitraum von 1965 (45%) auf heute nur noch 13% was aber nun "lediglich" einem Verlust von  rund 71% entspricht. Die Zahl der Neupriester schrumpft damit ein bißchen schneller als die Zahl der praktizierenden Katholiken. Die Abweichung ist jedoch gering was dann doch die These bestätigt, daß die Zahl der Priester eben deshalb schrumpft, weil der Glaube und insbesondere die Sakramentenpastoral schrumpft. Der Rückgang der Gottesdienstbesucher verläuft nahezu parallel zum Rückgang der Neupriester. Dies ist für jeden, der sich gerne mit Statistik beschäftigt, statistisch signifikant.

Die Konsequenz, die wirklich und allein logisch aus dieser Entwicklung zu ziehen wäre, wäre damit nicht, die Anforderungen an die Priester herunterzuschrauben, sondern - mehr zu beten. Und das Gebet der katholischen Kirche ist das öffentliche Gebet, die Liturgie. Eben die Liturgie, die die 144+ dekonstruieren wollen.

Die evangelische "BruderundSchwesterKirche" hat weniger präzise Zahlen. Immerhin kennen wir die Zahlen der Studierenden, wie es so schön in inclusive language und politically saucorrect heißt. Derzeit bereiten sich gerade noch 2180 "Studierende" auf den Pfarrersberuf vor. Dies entspricht einer Jahrgangsstärke bei einem mindestens sechsjährigen in der Regel wohl längeren Studium von etwa rund 300 Studierenden. Rechnet man diese Zahl auf die Zahl der wahrscheinlich erfolgreichen Absolventen runter, verbleiben vielleicht 150 Neupastoren pro Jahr. Davon ist ein wachsender Anteil weiblichen Geschlechts. Geht der derzeitige Trend weiter, wird das Amt des evangelischen Pastoren zu einem typischen Frauenberuf. Teilweise liegt der Frauenanteil bereits bei mehr als 60%. Worüber auch bei der evangelischen Kirche nicht jeder glücklich ist.

Rechnet man nun - um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen - männliche Pastoren gegen männliche Priester, zeigt sich, daß auch im Hinblick auf die Gewinnung von (männlichen) Pfarrern das evangelische Modell kein Erfolgsmodell ist. 

Noch einmal: nur das Gebet hilft, nicht die teilweise irren Reformvorschläge der 144. Ganz zu schweigen davon, daß die genau die Ursache des Problems, den Glaubensverlust und daraus folgend den Mangel an Betern, noch genauer an liturgische Betenden, ignorieren und stattdessen auch noch einer Dekonstruktion der Liturgie das Wort reden.

Auch hier hilft ein Blick über den Gartenzaun. Die Gemeinschaften, die an der traditionellen Form der Liturgie festhalten, den Opfercharakter der Messe betonen, die Rolle des Priesters in seiner traditionellen Form als zölibatär lebender alter christus betonen, das Gebet um Berufungen zur ständigen Institution gemacht haben, können über einen Mangel an Priesterberufungen nicht klagen. Pius- und Petrusbruderschaft gehören zu den wenigen katholischen Körperschaften, die in den letzten Jahren ein schnelles und kontinuierliches Wachstum gezeigt haben. So gehören der FSSPX derzeit 511 Priester an, seit ihrer Gründung weist die Priesterbruderschaft ein kontinuierliche Wachstum auf, das bisher in keinem einzigen Jahr ein Rückgang zu verzeichnen hatte. Gleiches gilt für die Petrusbruderschaft, die ebenfalls seit 1988 kontinuierlich zunimmt. 

Heute, mitten in der Hochphase des sich anbahnenden Neuen Kulturkampfes lesen wir am Tag der Heiligen Agatha von Catania Matthäus 19, Vers 3-12. Mit wir meine ich allerdings die Anhänger der "Alten Messe" und damit der Alten Leseordnung. Nun geht es ja bei dieser Lesung um das Problem dieser Tage, um die auf Lebensdauer angelegte monogame Ehe einerseits und um die "Ehelosen, die von sich aus nicht wissen wollen von der Ehe um des Himmelsreiches willen". Agatha wird zur Märtyrerin, weil sie sich der Ehe mit einem Heiden verweigert, und sich als Christin bekennt. Mit der drastischen Darstellung des Martyriums von Agatha hatte ich immer ein Problem, deshalb diese etwas weniger blutige Darstellung. Sankt Agatha jedenfalls scheint mir die richte Heilige dieser Tage zu sein. Sankt Agatha hilf!

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