Montag, 14. Februar 2011

Muttikirche statt Mutter Kirche


Das Memorandum-Freiheit-Thema läßt mich nicht los. Dafür gibt es ja gute Gründe. Schließlich bin ich vor den Verhältnissen geflüchtet, die die unterschreibenden Theologen des Memorandum-Freiheit nun so dringend und "notwendig" in der katholischen Kirche umsetzen wollen. Coca-Cola und Käsebrötchen zum "Abendmahl", schröckliche Muzak alias "Neues Geistliches Lied", PfarrerInnen, die jedesmal, wenn sie das Glaubensbekenntnis rezitieren, eigentlich Zeige- und Mittelfinger hinter dem Talar kreuzen müßten, Flower-Power-Pop-Op Events statt Gottesdienst, Zeitgeistbesoffene Oberprälaten die sich bei jeder geistigen Volksseuche, die mal grad dran ist, gleich die Kante geben, und - ja das ist das Thema des heutigen Tages - die Muttikirche.

Beginnen wir mit obigem (Juristen lieben Schwurbeldeutsch) Bild. Das mal wieder von bad vestments stammt, einer meiner Lieblingsseiten.

Warum sehen eigentlich Frauen in liturgischer Kleidung meist völlig bescheuert aus? Zwei Gründe:

Frauen neigen offenkundig dazu, liturgische Kleidung unter dem Begriff Mode einzuordnen. Jede Modetorheit, vor allem die in frommen Kreisen so beliebte Do-it-yourself-, Strick-, Häkel-, und Batikmode, kommt damit verzögerungsfrei in schrecklichen Meßgewändern zum Ausdruck.

Die aus einer langen, schon vorchristlichen Tradition hergeleiteten Meßgewänder sind für Männer gemacht. Eine Albe, eine Kasel, eine Dalmatik passt zu einer männlichen Figur, Männer haben diese Kleidungsstücke und ihre antiken Vorbilder Jahrtausende getragen. Eine Frau in eine Casula - oder was so aussehen soll - gekleidet, und um das Maß des Scheußlichen vollzumachen, noch dazu mit einer Überstola "geziert", ist - ein Transvestit.

Nun der Zeitgeist will es ja so, daß Frauen als Pfarrerinnen im Geiste der "Gleichstellung" (wo ist eigentlich das alte gute Wort "Gleichberechtigung" geblieben?) selbstverständlich ihren "Mann stehen" sollen. Die lieben evangelischen MitbrüderInnen und Mitschwesteriche (einschließlich unserer lieben katholischen AlttheologInnen) versäumen ja keine Gelegenheit, uns zurückgebliebenen Katholiken unter die Nase zu reiben, daß wir ja so hoffnungslos dem Mittelalter verhaftet bleiben, weil wir diesen entscheidenden Reformschritt noch nicht mitgegangen sind.

Und gegen den vorgeblichen "Priestermangel" scheint es ja ein Mittel zu sein. Wenn auch nicht wirklich. Zwar gibt es etwa jedes Jahr mehr evangelische StudentInnen die sich auf das evangelische Pfarramt vorbereiten als Seminaristen, die Priester werden wollen, rechnet man die hohe Zahl der Studienabbrecher ab, bleiben aber jedenfalls weniger als 200 Absolventen pro Jahr, zu wenig, um die freiwerdenden Stellen zu besetzen. Und ein stets wachsender Anteil ist weiblichen Geschlechts, im Bundesmittel mehr als 60%, in einzelnen Landeskirchen, vor allem im Osten sogar 80%.

Und mittlerweile meldet sich Kritik an dieser Entwicklung, die man als Feminisierung sehen muß, auch aus den eigenen evangelischen Reihen.
Der Theologe Friedrich Wilhelm Graf hat die Qualität evangelischer Theologiestudierender massiv bemängelt. Die evangelische Kirche habe zu wenig Theologennachwuchs, sagte er am Freitag in Dresden. Dabei breche die Tradition ab, dass es für das Pfarramt zumeist männliche Studierende aus gut gebildeten Familien gebe. Das Pfarramt werde zu einem Frauenberuf, zumeist für Studentinnen aus einem nichtakademischem Elternhaus. Eher „Muttityp statt wirklich intellektuell“, meinte der in München lehrende Systematische Theologe.
Sie verbänden das Bild von einem „Kuschelgott mit schlichten Gedanken“. Das sei auf Dauer eine für die Theologie bedrohliche Entwicklung. Er wünsche sich nicht, dass seine Enkel, wenn er welche hätte, mit solchen Pfarrerinnen konfrontiert sein müssten.
Die Nachricht kann nicht ganz stimmen. Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Wilhelm Graf hat in seiner Ansprache bestimmt nicht den grammatikalisch absurden Begriff "Theologiestudierender" gebraucht. Aber erkennen wir in diesem Bild nicht unsere allseits - abgesehen von gewissen ultrakonservativen Randgruppen - beliebte Ex-Bischöfin, Ex EKD-Ratsvorsitzende K.? Die Liste ihrer theologischen Fehlleistungen ist ja legendär, aber ihre Fähigkeit, andere Menschen für sich einzunehmen, indem sie ihnen nach dem Mund redet, ebenfalls. Grad gestern hat sie mal wieder einen Preis eingeheimst.

Auf die Gefahr, daß ich mich bei meinen weiblichen Leserinnen in die Nesseln setze: ist es denkbar, daß nicht nur das Amt eines Priesters - allerdings aus ekklesiologischen Gründen - sondern auch das Amt eines Pfarrers - aus gewissermaßen theologischen Gründen - kein Frauenberuf ist? Jedenfalls dann nicht, wenn man den Pfarrer nicht als Sozialarbeiter, sondern als geistlichen Leiter der Gemeinde sieht, als wissenschaftlich gebildeten Theologen, dessen Hauptaufgabe darin besteht, dem Gottesdienst vorzustehen, das Evangelium zu predigen und auszulegen. Ist es vielleicht so, daß die weibliche Neigung zum Pragmatismus jedenfalls dieser Form der Ausübung des Amtes eines Pfarrers im Weg steht?

Dem weiblichen "run" auf das Amt des Pfarrers korrespondiert bezeichnenderweise ein Aussterben des klassischen weiblichen "Amtes", der Diakonissin.

Eine Bewegung, die Parallelen in der katholischen Konfession hat. Dem Aufflammen der Diskussion über die angebliche "Männermacht" in der Kirche, den seit Jahrzehnten immer wieder und wieder wiederholten Forderungen nach Emannzipation (nein, ich habe mich nicht verschrieben), der Forderung nach Ordination von Frauen korrrespondiert ein Zusammenbruch der Berufungen in den weiblichen Orden. Um 1950 gehörten in Deutschland fast 100.000 Frauen verschiedenen Orden an. Heute sind es noch rund 22.000. 83% der Ordensfrauen sind über 65.

Frauen also "erobern" die Postionen der "Männermacht" und bestätigen das Peter-Prinzip. Doch sie fehlen dort, wo sie dringend benötigt würden, in den einstmals "typisch weiblichen" Berufen. Denn diese Berufe und Tätigkeiten sind nichts wert. Ein absurdes Ergebnis der "Frauenbefreiung", die doch angetreten war um die Abwertung des Weiblichen zu beenden.

Die evangelische Kirche in Deutschland hat nicht nur immer mehr und mehr Pfarrerinnen, sondern auch insgesamt fünf Bischöfinnen. Vier davon sind geschieden. Kann ein Zufall sein. Oder auch nicht.

"Der Bischof in der Mitte wirkt wie ein Gockel unter seinen Hennen." Sagt meine Herzallerliebste. Was ich niemals zu sagen wagen würde.

4 Kommentare:

Der Herr Alipius hat gesagt…

Zweite von rechts: "Today I am going to kill the Batman!"

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Danke für die Zusammenstellung der Zahlen, Fakten und Gedanken! Ich kann dem nur zustimmen. Zu den ästhetischen Vorbehalten möchte ich etwas augenzwinkernd eine Beobachtung weitergeben, die zwar wenig frauenfreundlich zu sein scheint, aber derart offensichtlich ist, daß man nicht daran vorbeisehen kann. Da es nicht nur meiner Frau und diversen FreundInnen (ich liebe diese großen Binnen-Is!) bei verschiedentlichen Aufenthalten in GB aufgefallen ist, traue ich mich, es hier zu schreiben:
Bei Frauen aus den anglikanischen Kirchen läßt sich übrigens beobachten, daß mit Aufnahme der pfarramtlichen Tätigkeiten die Frisuren unsäglich werden. Hier bleiben auch die 1970er und 1980er Jahre tonangebend, irgendwo zwischen Pottfrisur und Maggie Thatcher. Gleiches gilt übrigens für Brillen.
Gruselig!

Dorothea hat gesagt…

Am Sonntag hörte ich eine Predigt über die Caritas, passend zur Sammlung. Der Priester hob hervor, daß, wo es früher karitative Arbeit als Arbeit von Freiwilligen gab, dies heute vor allem als bezahlte Arbeit getan wird von Angestellten karitativer Organisationen. Stimmt.

Denn unbezahlte Arbeit ist nichts mehr wert, ebenso wie die Familienarbeit der Mütter nichts mehr wert ist. Die angebliche Emanzipation der Frau hat zu einer Entwertung ihrer Arbeit geführt und läßt, wenn sie gesellschaftlich anerkannt sein will nichts anderes mehr offen als eine bezahlte Arbeit zu machen - und wenn man dann eben die Kinder anderer Leute erzieht statt die eigenen und sich bei der Caritas anstellen läßt anstatt aus Nächstenliebe Kranke, Alte und Behinderte zu pflegen. Dazu hat heute keiner mehr Zeit, denn alle müssen schließlich arbeiten, nicht?

Dorothea hat gesagt…

Dasselbe gilt für Frauen als Pfarrerinnen. Früher haben sie ihre eigenen Kinder im Glauben unterrichtet, heute haben sie keine Zeit mehr dazu, und, wie Maryse vom Rosenkranzatelier erzählt, merkt man das. Die Kinder wissen nichts mehr vom Glauben.