Donnerstag, 3. Februar 2011

staatsfromm und romfern


Nein, ich kann meinen Bischof Karl nicht leiden. Andererseits bete ich  mindestens jeden Sonntag für ihn und mit ihm, nämlich in der heiligen Messe. Aber das heißt ja nicht, daß ich ihn mögen muß. Kurz und gut, mein Bischof und ich, das war von Anfang an keine Traumbeziehung. Ein konservativ gewendeter Ex-Revoluzzer und ein in seinem Amt offenkundig verunglückter Möchtegernrevoluzzer, der Lieblingsbischof der *piep*liberalen, der KarlDampfinallenGassen,  der Lieblingsgast in allen Talkshows, bei denen es darauf ankommt, auf keinen Fall eine Kontroverse aufzubauen, daraus konnte keine geglückte Beziehung werden.

Mit diesem Artikel in dem Diözesan-Käßblättgen "Glaube und Leben" (abbestellt, wie so manches, was zur berühmt-berüchtigten Lehmannkirche gehört, von ChristinderGegenwart (dem Zentralorgan der Aggiornamentalismus) und der FAZ (dem Zentralorgan wiederum des Deckersismus-Bahnerismus)) dürfte nunmehr der absolute Tiefpunkt meiner Beziehung zu meinem Bischof erreicht sein.

Alexander Kissler hat zu dieser Schmähschrift schon passendes gesagt, ich setz gern noch einen drauf. Lehmann hat offenbar nicht begriffen, worin der eigentliche Skandal der Initiative der von ihm in höchsten Tönen gelobten "verdienstvollen" Politiker liegt, die sich gegen das sogenannte Zwangszölibat richtet. Nun kann ich nicht glauben, daß Lehmann glaubt, daß wir glauben, daß er glaubt, bei dem WegmitdemZölibatpamphlet der 8 "verdienten" CDU-Politiker handele es sich um ein Schreiben, daß aus der Besorgnis um das Wohlergehen der Kirche von bloßen Privatpersonen verfasst worden sei. Die sich nun mal nur dadurch auszeichnen, daß sie ehemalige oder amtierende Staatsfunktionäre sind.

Wäre das so, dann hätten sie sich wohl unauffällig in einer langen, langen Liste des üblichen linkskatholischen Unterschriftkartells versteckt. Nein, so blöd, das zu glauben, kann man nicht sein, wenn man sich Jahrzehnte mit unseren Politikastercliquen abgegeben hat. Und schon gar nicht, wenn man sich Jahrzehnte maßgeblich selbst im politischen Geschäft betätigt hat. Nein. Dies ist ein politisches Programm. Vorgetragen von Politikern, die bewußt ihr politisches Renommee und ihre politische Position nutzen, um "Druck aufzubauen".

Und genau darin, Brandmüller hat es ja in den ersten Sätzen seiner Stellungnahme gesagt, liegt der Skandal. Der Staat, vertreten durch eine Riege seiner höchsten Repräsentanten, meint, der Kirche vorschreiben zu dürfen, wie sie ihre innersten Angelegenheiten zu regeln habe. Dies ist Staatskirchenpolitik in seiner schlimmsten Form, dies ist die politische Diktatur, der sich die Kirche in vielen Jahrhunderten erwehren mußte und immer noch erwehren muß.

Ich glaube, daß man nicht unbedingt Jurist sein muß um sich daran zu erinnern, daß in der Geschichte der Kirche sich immer wieder die Kirche gegen die politischen Machthaber zu wehren hatte, die ihr vorschreiben wollten, wer Bischof werden durfte, wer Priester, welche Orden sich organisieren durften und welche nicht, welche liturgischen Praktiken legitim und legal waren, oder nicht, wer wallfahrten darf oder nicht und wohin oder wohin nicht, selbst bis dahin, welche Lieder man in der Kirche zu singen habe, und welche nicht.

Die Kirche hat in diesem unendlich langen und über die Jahrhunderte immer wieder neu zu führenden Angriff auf ihre Unabhängigkeit immer wieder dieselbe Regel zu verteidigen gehabt. In Ansehung der Kirche gilt das Primat der Politik nicht. Jedenfalls in Ansehung dieser Kirche. Der Papst und der Kaiser regieren auf symmetrischen Thronen.

Wer das nicht begreift, für den sind Märtyrer wie Thomas Becket oder Thomas Morus umsonst gestorben. Wer (na wer wohl) angesichts dieses kaum verhüllten Zugriffs der organisierten Politik auf die Kirche die Zugreifer auch noch in den höchsten Tönen lobt, und dabei auch noch herausstreicht daß es sich hier um den "amtierenden Bundestagspräsidenten, immerhin nach dem Bundespräsidenten die zweite Autorität in unserem Land, eine amtierende Bundesministerin und drei hochverdiente Ministerpräsidenten" handelt, dem darf man vorhalten, daß er sich offenkundig eine politische Kirche wünscht. Keine Kirche, die sich auch zu politischen Themen äußert, sondern die sich als Staats- und Nationalkirche versteht, in engem Bündnis mit der politischen Macht, ihr dienend und von ihr gestützt. Vor allem gestützt gegen den nur geistlich aber nicht politisch mächtigen Bischof von Rom.

Das Konterfei zeigt einen Herrn Wessenberg. "Ignaz Heinrich von Wessenberg (4 November 1774 – 9 August 1860) was a German writer and scholar, and liberal Catholic churchman as well as Vicar general and administrator of the Diocese of Constance. Imbued from his early youth with Josephinistic and Febronian principles, he advocated a German National Church, somewhat loosely connected with Rome, supported by the State and protected by it against papal interference." So heißt es in der englischen Wikipedia.  Wessenberg handelte im Auftrag eines der Amtsvorgänger des heutigen Bischofs von Mainz,  Karl Theodor von Dalberg. Und der war nun ein waschechter Angehöriger des Illuminatenordens. Und selbstredend Febronianer.  

2 Kommentare:

jolie hat gesagt…

danke.
man kann sich eigentlich nur noch schämen, schämen und nochmals schämen.
wie tief ist unser land und unsere kirche gesunken.....

Arminius hat gesagt…

Der Offene Brief der ?DU-Politiker und der Artikel Lehmanns sind in einem größeren Zusammenhang zu sehen.

Aktuell berichtet die Süddeutsche Zeitung von einem Aufruf von >100 Professoren, der in dieselbe Richtung zielt wie der Offene Brief der Politiker. Die Vorbereitung dieses Aufrufs muß bereits deutlich vor der Veröffentlichung des Offenen Briefes begonnen haben und man darf deshalb davon ausgehen, daß beide Aktionen koordiniert waren. Ebenso darf man annehmen, daß Lehmann von den Vorbereitungen gewußt hat, wenn nicht gar daran beteiligt war.

Da störte die Reaktion seiner Excellenz Kardinal Brandmüllers nur und Lehmann sah sich veranlaßt zu reagieren.