Samstag, 19. Februar 2011

Pipifaxland


Die ersten drei Seiten meiner heutigen Tageszeitung sind voll. Guttenbergs Doktorarbeit hier, Guttenbergs Doktorarbeit da, hat er nun ein halbes Dutzend Zitate, wie es sich der Ordnung halber gehörte, nicht kenntlich gemacht, oder mehr. Ein Thema das mir unumwunden gesagt, völlig am Arsch vorbeigeht.

Jedenfalls verdrängt dieser Pipifax die eigentliche Meldung des Tages auf die Seite fünf, daß nämlich erneut drei Soldaten der deutschen Armee im Krieg gegen die Terorbanden internationaler Islamisten ums Leben kamen. Auch Guttenberg, der nur einen Tag vor dem Anschlag am Ort des Anschlags einen Besuch abstattete, hat in Afghanistan einen gefährlichen Job.

In Afghanistan geht es um Leben und Tod, hier buchstäblich um ein paar Fußnoten. Pipifaxland. Die Welt brennt, in Deutschland sorgen sich die Krümelkacker um eine Doktorarbeit, die wie üblich in einer Auflage von wenigen hundert Exemplaren erschienen ist, und deren wesentlicher Sinn darin besteht, den Autor zum Schmuck eines Doktortitels zu verhelfen.

Die Initiatoren dieser "groundbreaking story" sind bekannt. Andreas Fischer-Lescano, Chefredakteur der Kritischen Justiz.

Kenn ich, das Blatt. Gegründet in den Jahren des Ruhms als erste linksradikale Juristenzeitung, die das Recht damals noch in den Dienst der proletarischen Weltrevolution stellen wollte. Sintemalen erschienen da noch Artikel über "Marxistische Rechtstheorie", wurde der leninistische Rechtstheoretiker Paschukanis bejubelt. Tja, mein SchockschwernotslangGedächtnis.

Die heutige Zuordnung des Blättgens läßt sich an der im schwerfälligen I-Deutsch geschrieben Selbstbeschreibung ablesen:
Die Zeitschrift "Kritische Justiz" wendet sich an JuristInnen, Jura-StudentInnen, ReferendarInnen, Rechts- und SozialwissenschaftlerInnen, GewerkschaftssekretärInnen, SozialarbeiterInnen, PädagogInnen, ÖkonomInnen, UmweltwissenschaftlerInnen.
Daß Fischer-Lescano als Gründungsmitglied dem "Ypsilanti-Institut für Angewandte Kuba-Wissenschaften" angehört, rundet das Bild ab. Ein Doktor der wahrscheinlich viele Wochen seiner aus Staatsmitteln bezahlten Zeit damit verbringt, einen anderen Doktor zu überführen, daß der ein halbes Dutzend Zitate seiner Doktorarbeit nicht als solche gekennzeichnet hat, hat wahrscheinlich nichts besseres zu tun.

Das Bild zeigt den Großonkel unseres Verteidigungsminister, Karl-Ludwig zu Guttenberg, einen der Köpfe des Widerstands im Dritten Reich, und Herausgeber der "Weißen Briefe".  Eine Erinnerung an  eine Zeit, in der es nicht um Fußnoten ging. Und ein kleiner Hinweis darauf, daß es im "Fall Guttenberg" nicht nur um eine Doktorarbeit geht, sondern um die bösen Erinnerungen einer politischen Linken, für die  ein Guttenberg eine ewige Erinnerung daran ist, daß die "antifaschistische" Linke im Kampf gegen Hitler versagt hat.

1 Kommentar:

Michael K hat gesagt…

Wer und woher die erste Kritik an der Doktorarbeit kam ist doch irrelevant. Das ist kein Historikerstreit bei dem das Motiv der Geschichtsklitterung bei der Analyse entscheident ist.
Der Mann hat abgeschrieben und die Wissenschaft in den Dreck gezogen. Er hat unredlich gehandelt und sich einen Titel erschlicher der Kompetenz suggeriert. Das ist in meinen Augen betrug und dafür sollte der Freiherr seine Ämter verlieren.