Montag, 28. Juni 2010

Daniel Deckers Preußisches Erbe

Geschichtsbewußte und -interessierte wird die Pressehatz auf die katholische Kirche im allgemeinen und auf den konservativen Bischof Mixa im allgemeinen nicht weiter gewundert haben. Wer sich mit den antikatholischen hate-sessions des 19. Jahrhunderts, dem Kulturkampf, auseinandergesetzt hat , wird die dramatis personae ohne weiteres wiedererkennen.

Der Liberale Virchow der Einpeitscher des Kulturkampfes, der, der den Begriff überhaupt erst geprägt hat, ist der Ur-Ur-Großvater aller liberalen Antipapisten, von Guido Westerwelle, der schon qua seiner "sexuellen Orientierung" ein Papst-Hasser von Beruf ist, bis zur derzeitigen Justizministerin, die im Beirat einer notorisch antiklerikalen Vereinigung sitzt.

Ignaz von Döllinger, der Verfasser der Münchner Pfingsterklärung der (erst später so genannten) Altkatholiken darf man wohl als Ur-Ur-Großvater des liberalkatholischen Theologen Deckers und des katholischen Intrigantenstadels in Augsburg sehen, die für die Anti-Mixa-Hatz Material an die willfährige bürgerlich- bis linksliberale Presse lieferten.

Nicht zu vergessen, die lieben protestantischen Mitchristen, die sich im 19. Jahrhundert staatsfromm an der bismarckschen Katholikenhatz beteiligten, und ihr - wie der ebenso antisozialistische wie antisemitische wie antikatholische Karikaturist Wilhelm Busch - Beifall und Argumente spendeten.

Ein kleines Detail stimmt allerdings nicht. Die Jesuiten, damals bevorzugtes Haßobjekt, sind heute selbst Teil der antiklerikalen Front. Der unsägliche Herr Mertes hat ja nicht etwa lediglich den Mißbrauchsskandal aufgedeckt, sondern ihn gleich auch höchsteigenhändig für die Propaganda für seine ganz eigenen Reformziele verwendet. Der Skandal hat Mertes an der Spitze eines antikatholischen Tribunals befördert, das einen Frontalangriff auf die "repressive katholische Sexualmoral" gestartet hat, ausgerechnet auf dem "Ökumenischen Kirchentag". Aber auch Eckard Bieger SJ verteidigt in "seinem" kath.de, in dem er regelmäßig gegen die "konservative" Konkurrenz wettert, den Augsburger Intrigantenstadl. Sein Kommentar läßt sich kaum anders verstehen, als sei es gar nicht anders möglich gewesen, als Mixa mittels des Instrumentariums Pressekampagne "abzuschießen".

Noch immer lese ich die FAZ, man hat ja Kündigungsfristen. Heute findet sich erneut ein Kommentar von Deckers in diesem - wie soll ich es sagen - Blatt. Dort hetzt er nicht nur erneut gegen Mixa, sondern ruft gleich zum Rollback gegen den dort angeblich seit vierzig Jahren dominierenden Konservativismus.
Seit den 70iger Jahren herrscht in dem bayerisch-schwäbischen Bistum Unfrieden zwischen sich progressiv wähnenden Grupen und solchen, die sich als Hüter des rechten Glaubens aufpsielen. Mixas Vorgänger Stimpfle heizte die Konflikte an ... Stimpfles Protegé Mixa brachte sie wieder ans Licht. Angesichts dieser mittlerweile fast vier Jahrzehnte währenden unguten Grundbefindlichkeit, die durch die jüngsten Ereignisse verstärkt wurde, wäre es nicht nur opportun, sondern nachgerade zwingend, mit der Ernennung eines neuen Bischofs nicht mindestens neun Monate zu warten, wie das in Deutschland üblich ist.
Aus dem Skandal - den offenbar nur die vielgescholtene Springerpresse als solchen zu erkennen scheint - hat offenbar weder die FAZ noch Herr Deckers auch nur ein bisselchen gelernt. Wo die Sympathien des sich "progressiv wähnenden" Journaillisten Deckers liegen, läßt sich eigentlich mal wieder kaum übersehen.

Ach ja, und dann liegtd er FAZ mal wieder die "chrismon" bei. Herausgeberin heute - potz tausend - Frau Dr. Margot Käßmann. (Vor zwei Monaten trat sie angeblich zurück zugunsten von Frau Göring-Eckart). Wie milde doch der deutsche Journaillismus gegenüber fehlbaren christlichen FunktionärInnen ist, solange sie dem juste milieu um den Bart gehen.

Und inhaltlich? Die Chefjournalisten der chrismon verbreiten heuer die Nachricht von dem bösen Katholiken Adenauer, der den armen Protestanten Heinemann aus dem Kabinett vergrault haben soll, weil der dessen reaktionäre Politik der Westintegration und der Wiederbewaffnung nicht mitmachen wollte. Oldies but goodies. Daß Adenauer richtig, und Heinemann falsch lag, will offenbar bei Protestantens heute keiner mehr wahrhaben. Man ist ja schließlich immer noch für den Weltfrieden engagiert.

Und Frau Käßmann erzählt uns, daß nach "evangelischer Lehre" Empfängnisverhütung eine gute Sache ist. Womit wir nun zwei Dinge gelernt haben. Nicht nur, daß die Pille ein "Geschenk Gottes" ist, sondern auch, daß es ein evangelisches Lehramt gibt, dessen Vorsitz Frau Käßmann innehat.

Buschs "Pater Filucius" gehört neben den antikatholischen Machwerken "Fromme Helene" und der "Heilige Antonius von Padua" zu den eher humorfreien Produkten Wilhelm Buschs. Die Spitze gegen die "Internazis" habe ich vor 40 Jahre leicht verstanden. Die antifranzösische Spitze habe ich erst vor kurzem nachvollziehen können. Die französische Armee war die Schutzmacht des Vatikanstaates, bis sie durch den deutsch-französischen Krieg zum Abzug gezwungen wurde. Die Niederlage der Franzosen zog die Niederlage der internationalen Brigaden nach sich, die den Vatikanstaat verteidigten.

6 Kommentare:

Elsa hat gesagt…

Es sind ja immer die Siebziger Jahre. Es ist nie: "Seit den Achtziger Jahren" oder "Seit den Neunziger Jahren" ... Da sitzen also Leute seit vierzig Jahren in einer Zeitschleife fest und jeden Tag grüßt das Murmeltier Deckers dazu.
:-)

Chris hat gesagt…

Wunderbar, Bruder Johannes, wunderbar ... Genau auf den Punkt gebracht.

jolie hat gesagt…

geben sies zu: außer der FAZ gibts keine zeitung, die sich noch zu lesen lohnt (außer glauben und leben, der bistumszeitung natürlich) - trotz deckers und seiner hintermänner.

Johannes hat gesagt…

@jolie. Ich bin mir bei Ihnen nicht immer im klaren, ob das jetzt ironisch, sarkastisch oder ganz ernst gemeint ist. Egal. Das Blatt kommt mir nicht mehr ins Haus.

Anonym hat gesagt…

Erbitte Formulierungshilfe bei der Abokündigung.
Das Sprachrohr Lehmanns hat das Maß gefüllt.
...aber man bleibt nach all den Jahrzehnten so unglaublich allein zurück.

Anonym hat gesagt…

na, Du schreibst einfach:

nu is gut, Freunde,
es segne und behüte Sie auf all Ihren Wegen Gott Vater im Himmel, der Sohn und der Heilige Geist.

und dann müssen Sie ned alleine bleiben, sondern besorgen sich ein Abo der Tagespost

mfg
Katharinasvetlanaviviorka