Dienstag, 22. Juni 2010

Time to say goodbye



zu meinem FAZ-Abo. Ich habe es getragen fast 30 Jahr. Wir hatten hin und wieder Spaß miteinander. Und immer wieder gab es Artikel, die sogar lesenswert waren.

Good bye Strizz! Good bye Herr Paul! Good bye Tassilo!

Um den Rest tut es mir nicht leid. Adjö an eine Zeitung, die einmal der Inbegriff des deutschen Qualitätsjournalismus war. Und nunmehr Arbeitsplatz für einen Journalisten, der das vielleicht skandalöseste, möglicherweise auch dümmste Interview eines Zeitungsredakteurs in der deutschen Nachkriegsgeschichte gegeben hat. Ich hab es mitgeschrieben:

Engels: (Deutschlandfunk) Was ist das für ein Dossier

Deckers: Also es ist ein Dossier aus dem die Dinge hervorgehen, die Sie beschrieben haben, es sind Informationen, die dem Papst zugeleitet worden waren über die päpstliche Nuntiatur in Berlin, damit er sich persönlich ein Bild machen konnte von dem, was man Mixa auch vorgehalten vorgetragen hat als man ihn dazu bewog, zunächst auf das Amt zu verzichten, er ist ja dann unmittelbar Ende April von seinem Amt zurückgetreten.

Wenn dies zutrifft ist die Wahrheit schlimmer als die Lüge. Denn es würde bedeuten, daß enge Mitarbeiter der Bischöfe Marx und Zollitsch einen dezidiert romfeindlichen Redakteur mit sensiblen und höchstpersönlichen Information über einen ihnen unliebsamen Mitbruder im Bischofsamt munitioniert haben.


E.: Ihre Quelle sind frühere enge Mitarbeiter Bischof Mixas, wie erklären Sie sich das solche sensiblen Informationen gerade jetzt auf den Markt kommen.

Ob sich diese Heckenschützen vielleicht noch vor dem Jüngsten Gericht outen werden?


D.: Die Erklärung ist relativ einfach. Alle (dürfen wir wissen, wer mit "alle" gemeint ist?), oder die meisten und ich auch haben gehofft, daß dieses Faß, das jetzt aufgemacht worden ist, daß es
zubleiben würde. Allerdings war diese Rückkehr Mixas nach Augsburg insofern orchestriert worden als in einigen Blättern der Springerpresse (diesen Kampfbegriff kenne ich als Teilnehmer der sogenannten "Springerblockade" sehr gut, ihn aus dem Mund eines Redakteurs einer ehemals seriösen Tageszeit zu hören, irritiert mich ungemein) Informationen verhandelt wurden, die nur aus dem Umfeld Mixas kommen konnten, derzufolge Erzbischof Marx und Erzbischof Zollitsch den Papst mit getürkten (auch dieses Adjektiv hört man verwundert) Informationen über einen mutmaßlichen sexuellen Mißbrauch gewissermaßen über den Tisch gezogen hätten. Und diese Version war am vergangen Sonntag zuächst
in der Welt am Sonntag zu lesen, dann in der Bildzeitung und dann hat Mixa in der Zeitung "Die Welt" am Dienstag selber nachgelegt und diese Beschuldigung erhoben. Daß war dann für mich und für andere Kollegen (die spannende Frage ist, welche Kollegen das denn waren) das Signal, zu sagen gut jetzt, wenn man jetzt sozusagen diese Auseinandersetzung auf dieser Ebene sucht, dann kann er diese Auseinandersetzung auch haben. (Ein Journalist, der sich zum Werkzeug des Augsburger Intrigantenstadl machen läßt, sauber. Der dann auch noch mit Stolz berichtet, daß er mitgeschossen, mitgetreten, mitintrigiert, mitdenunziert hat. Gehts noch dümmer?)

E.: Das heißt sie hatten schon früher Kenntnisse darüber und werden es auch jetzt in diese Debatte geben, weil die Eskalation - um es einmal so zu nennen, sich sofort entsponnen hat.

D.: Ich habe in der FAZ schon zweimal darauf hingewiesen, daß es nach meinen Informationen auch sexuelle Übergriffe auf junge Männer gegeben haben soll, die nicht strafrechtlich zu würdigen sind im Sinne sexuellen Mißbrauchs Minderjähriger sondern homosexuelle Kontakte. (Wie viele Männer hat man in der europäischen Geschichte mit dieser Form der Denunziation schon "erledigt"? )

E.: Sie haben es angesprochen, Mixa begründet seinen Rückzug vom Rückzug damit die Bischöfe Marx und Zollitsch hätten ihn unter Druck gesetzt und den Papst arglistig über die Stichhaltigkeit der Vorwürfe über ihn getäuscht. Harter Tobak. Nun hat ja der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz gestern reagiert und ohne konkret darauf einzugehen Bereitschaft bekundet. Mixa zur Versöhnung die Hand zu reichen. wie ist das einzuordnen.

D.: Was wir hier erleben ist ja eine beispiellose gegenseitige Bezichtigung von Treulosigkeit von Unwahrheit innerhalb des deutschen Episkopates, das hat es soweit ich mich erinnern kann in der Form bisher noch nie gegeben (auch einen Presseeinsatz in dieser Form hat es wohl noch nie gegeben) und insofern hat auch die Auseinandersetzung über das, was in der Kirche passiert nicht nur im Bereich sexueller Mißbrauch, sondern auch was das Klima des Umgangs der Kleriker untereinander angeht, eine neue Qualität erreicht. (Wer sich zum Werkzeug dieser unterirdischen Machinationen macht, sollte sich mit der Kritik doch ein wenig zurückhalten) ....

E. Herr Deckers sie haben gute Kontakte in die Kreise der katholischen Kirche, wie groß ist dort mittlerweile die Unruhe über Mixa generell aber auch über den Umgangston möglicherweise auch über die Bischöfe Zollitsch und Marx.

D.: Was ich mitbekomme innerhalb des Episkopates und des leitenden Klerus in vielen Diözesen ist blankes Entsetzen über das Niveau, daß diese Auseinandersetzung erreicht hat, aber ich muß sagen, soweit ich das rekonstruieren kann man Marx und Zollitsch keinen Vorwurf machen, sie haben, in dem Moment, in dem sie an die Öffentlichkeit gingen Mixa rieten, sein Amt ruhen zu lassen, hatten sie alles Menschenmögliche unternommen auf privatem Weg im Sinne einer correctio fraterna also im Wege einer brüderlichen Zurechtweisung darauf hinzuweisen, daß es so mit ihm nicht mehr weitergehen könne. (Dem Kenner der Sezene hätte eigentlich auffallen müssen, daß der nächste Schritt die Einschaltung des päpstlichen Nuntius gewesen wäre, doch Zollitsch und Marx informierten die Wadenbeißer der Journaille) Aber Mixa und seine Berater (Es geht also keinesfalls um Mixa persönlich, können wir hier festhalten) haben sich in einem Gespinst von Lügen (die einzige Lüge, die wir bisher dingfest machen konnten, war die Behauptung, Mixa habe einen Jugendlichen mißbraucht)
von Selbstbetrug verfangen, aus dem sie nicht anders herauskamen als dadurch, daß sie andere versuchen mit hineinzuziehen.

E.: Heute berät ja der ständige Rat der Bischofskonferenz, eigentlich soll es um andere Themen gehen, aber das Thema Mixa wird im Hintergrund sicher eine Rolle spielen, wie lange bleibt dieses Thema eigentlich noch auf der Agenda.

D.: Das Thema wird solange auf der Agenda bleiben, bis Mixa bzw. die Berater, die ihn steuern, (Mixa als Marionette, der von "Beratern" gesteuert wird) einsehen, daß dieses Spiel, daß sie versucht haben zu spielen, daß sie dieses Spiel verloren haben (und welches Spiel spielt Deckers?) und bis Papst Benedikt der XVIte einen neuen Bischof von Augsburg ernannt haben wird. Und diese Entscheidung kann nicht ein halbes oder ein ganzes Jahr, wie es in den letzten Malen oft vorgekommen ist hinausgezögert werden (Aber jetzt mal zack zack, Benedikt). Es muß unbedingt jemand nach Augsburg, der in der Lage ist, dieses Bistum, das seit Jahrzehnten tief gespalten ist und wo Mixa diese Spaltung noch befördert
hat, daß dieses Bistum wieder beruhigt wird.

Als Alternative gäbe es eine Zeitung, in der der von mir sehr verehrte Paul Badde, und die gleichfalls verehrten Herren Dirk Maxeiner und Michael Miersch schreiben. Mit einem Herausgeber, der einst der selben Gruppe angehört hat, mit der ich die besten Jahren meines Lebens verplempert habe. Der Gruppe "Revolutionärer Kampf". Mit Thomas Schmid eint mich jedenfalls die Auffassung, daß es kaum etwas gibt, was uns tierischer auf die Nüsse geht, als Fuzzies um die fuffzig, die immer noch die Kämpfe der 60er ausfechten wollen, ohne zu merken, daß sie genau deshalb Teil des juste milieu sind.

10 Kommentare:

Elsa hat gesagt…

begrüßt die lesbarere Umstellung auf Schwarz auf Weiß- Schrift, schont meine alten Augen.
Zu Deckers schweige ich lieber. Man muss sich die Tage sehr konzentrieren, um eine christliche Haltung zu bewahren. Anfängern wie mir fällt das häufig besonders schwer.
Manche Altgediente scheitern lieber gleich dran.
[Ankündigen, nix zum Thema sagen zu wollen und dann nachschieben ist ja aktuell grad;-)]

Elsa hat gesagt…

PS: Der Nuntius war übrigens informiert, ich glaube, wenn ich mich nicht irre, ein, zwei Tage (?) BEVOR die öffentliche Auszeit brüderlich empfohlen worden ist. Kann mich irren, aber der war auf jeden Fall sehr früh eingeschaltet.

Johannes hat gesagt…

Das macht es nicht besser. Offenbar wollten die Herren nicht warten und haben lieber noch ein weiteres Faß aufgemacht.

Sarah hat gesagt…

...danke für den ehrlichen Nachsatz.

Eugenie Roth hat gesagt…

Lieber Johannes, den Artikel habe ich nicht zur Hälfte gelesen - und mir dann einen blauen Eimer geholt. ... der gebührt eigentlich Dir!!!

jolie hat gesagt…

man kann sich doch denken, aus welchen trüben quellen herr dr. deckers seine informationen bezieht, um bischofskollegen fertig zu machen. aber das ist doch kein grund, die FAZ zu kündigen. wollen sie in zukunft das darmstädter echo lesen?
find ich echt schade

Johannes hat gesagt…

Das Echo les ich sowieso. Hab jetzt die "Welt" abonniert. Als Ex-Anarcho und Ex-Öko ist eine Zeitung die von dem Ex-Sponti Schmid herausgegeben und in denen die Ex-Ökos Miersch und Maxeiner schreiben, geanau richtig. Wenn die FAZ den Deckers rausschmeißt, kann man sich dann das Blatt ja mal wieder ansehen. Mit dem Herausgeber eint mich jedenfalls die Abneigung gegen die political correctness unbeweglicher 68er und die penetrante geistliche Unbeweglichkeit ihrer meist noch peinlicheren jüngeren Adepten, zu denen ich Personen wie Käßmann und Deckers zähle. Wir sind Papst.

Elsa hat gesagt…

@jolie: Wenn Sie weiterhin die FAZ kaufen, unterstützen Sie Deckersche Methoden und Vorgehensweise.

jolie hat gesagt…

in rom hat uns neulich kardinal cordes gesagt, dass er ebenfalls aus ärger über deckers sein seit 30 jahren währendes abo bei der FAZ gekündigt hat.
wenn nun auch noch der papst kündigt, dann lohnt die FAZ-lektüre bald garnicht mehr. dann reicht das vatikan-magazin :O

Elsa hat gesagt…

@jolie: Hehehe.... Viva S.E. Kardinal Cordes! :-)